Lyrisches von Helmut Maier

Monat: September 2007 (Seite 1 von 2)

Sommertag im Herbst

Das kurze Hemd
(noch einmal eines angezogen)
macht mich
dem vielleicht letzten Sommertag
des Herbstes
außerordentlich gewogen.

Ist Avalon etwa
die Zeit des Herbstes nur gewesen?
Gehört so was
wie Jahreszeit
bei Avalon zum Wesen?

Traumregie Ib

Eine Fassung in veränderter Interpunktion will ich noch anfügen. Vielleicht wird dadurch die allgemein angelegte Metapher von den Zugvögeln und dem Flattern deutlicher:

Traumregie

Wie sich die Erde
unter den flatternden Flügeln
doch dreht,
damit wir Zugvögel endlich
erreichen das Ziel,
hin und auch wieder her:
ganz nach der Laune
der Regeln.

Gegen Stuttgart 21

Bei der gestrigen Kundgebung gegen Stuttgart 21 auf dem Marktplatz in Stuttgart, bei der es auch um ein Bürgerbegehren gegen die Entscheidung des Stuttgarter Gemeinderats für das Projekt ging, den Hauptbahnhof unter der Erde verschwinden zu lassen (Tieferlegung des Bahnhofs) und einen Teil des als Kulturdenkmal geschützten Baus von Paul Bonatz abzureißen, auf einem Transparent gelesen:

Rathaus 21

Für eine Tieferlegung des Rathauses
– zur Angleichung des Niveaus.

Selten war ich mit einem Medium so einverstanden wie mit diesem Transparent, obwohl ich selber (wenn auch in einer viel kleineren Gemeinde) einmal Gemeinderat war.

Mehr Informationen zu „Stuttgart 21“ findet man hier.

Herbst

Spinnwebensommer,
Pflückmond,
Traubenschneidzeit,
Zeitlosenzeit,
Kerbzeichen,
Sonnenkühle,
Anteilspender,
Zeitenscheider,
Herbigkeitskenner,
Himmelsreiniger,
Wanderer zwischen Sommer und Winter.

Alternativfassung

Brückenbögen geduldig tragen sie
die Innere Brücke Hauptstraße einst
Flaniergasse heute flüchtiger Flirt
deutet sich an Flötenmusik und Violen
klänge der Straßenmusik inklusive.

Brückenbögen über die Arme
eigentlich des Flusses gespannt
der Kanäle der Adern die
die Stadt durchziehen.

Brückenbögen über den Durchlässen
für Geschäftige und Müßiggänger
Schlendrer und Eilige vom Kesselwasen
zur grünen Maille Esslingens Lunge
vorbei an den Requisiten Korbsessel
und gedecktes Tischchen stehen gesichert
im vorüberfließenden Wasser der Oper
für die „Stadt im Fluss“ köstliche Zwie
fachbedeutung einem Event im idealen
Wetter des Spätsommers.

Brückenbögen von den Zeiten der Fach
werkhäuser am Hafenmarkt wo man
irdene Häfen verkaufte alles war unter
Dach und Fach ins unsichere Heute mit
1- Euro-Läden und Arbeitslosen-Initiativen.

Brückenbögen von uns Genießern
im Freiluftcafe am Ufer zu den Nöten
der Obdachlosen-Unterkünfte Brücken
bögen von den Schulkindern aus
gesettelten Familien zu den “paar
Schlüsselkindern” für die so höre ich
am Nebentisch Millionen ausgegeben
werden für Ganztagesschulen.

Brückenbögen gemauert aus steinernen
Quadern ewig zu währen erscheinend
prächtig eben erst restauriert alles ja nur

Romantik?

Brückenbögen

Brückenbögen.
Geduldig tragen sie
die Innere Brücke.
Hauptstraße einst,
Flaniergasse heute.
Flüchtiger Flirt deutet sich an.
Flötenmusik und Violenklänge
der Straßenmusik inklusive.

Brückenbögen
über die Arme
eigentlich des Flusses gespannt,
der Kanäle,
der Adern, die
die Stadt durchziehen.

Brückenbögen über den Durchlässen
für Geschäftige und Müßiggänger,
Schlendrer und Eilige
vom Kesselwasen zur grünen Maille,
Esslingens Lunge,
vorbei an den Requisiten
(Korbsessel und gedecktes Tischchen
stehen gesichert
im vorüberfließenden Wasser)
der Oper für die „Stadt im Fluss“,
köstliche Zwiefachbedeutung,
einem Event im idealen Wetter
des Spätsommers.

Brückenbögen von den Zeiten
der Fachwerkhäuser
am Hafenmarkt,
wo man irdene Häfen verkaufte,
– alles war unter Dach und Fach –
ins unsichere Heute
mit 1- Euro-Läden und
Arbeitslosen-Initiativen.

Brückenbögen
von uns Genießern
im Freiluftcafe am Ufer
zu den Nöten
der Obdachlosen-Unterkünfte;
Brückenbögen
von den Schulkindern
aus gesettelten Familien
zu den „paar Schlüsselkindern“,
für die (so höre ich am Nebentisch)
Millionen ausgegeben werden
für Ganztagesschulen.

Brückenbögen,
gemauert aus steinernen Quadern,
ewig zu währen erscheinend,
prächtig eben erst restauriert,
alles ja nur

Romantik?

Die Zunge des Herbstes

Die Zunge des Herbstes,
schon über so manche Zweige hin
hat sie geleckt,
hat gefärbt und gezeichnet.
Doch noch trinke ich Grün
aus der Fülle.
Grau ist der Himmel gestrichen;
und schon sind wieder
Büsche und Bäume illuminiert:
Goldenes Grün glänzt,
weist den Weg wohl
dem Farbtopf.
Wer denkt schon,
dass alles zum Grau führt?

Die beiden Grafiken stammen von annemarie:

artisanne

Sie hat dort mein Gedicht zusammen mit diesem wunderschönen Schmuck veröffentlicht.

Jeden beliebigen Tag – geschrieben am 11. September

Wie man in den Wald
Wie man in den
Wie man in
Wie man
Wie
Wie man
Wie man in
Wie man in die
Wie man in die Welt
Wie man in die Welt hineinwirkt

Knall!

Anmerkung dazu am 16.9.07:

Bitte: JedeR sollte das n u r auf seine e i g e n e Wirkung in die Welt hinein (inklusive der seiner eigenen Gesellschaft natürlich) beziehen – und nicht auf die anderer!

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