Lyrisches von Helmut Maier

Monat: November 2007 (Seite 1 von 2)

Winterschlaf unterbrochen (Wintersonnwende Nr.1)

Hallo, mein Winterschlaf als Blogger ist unter- oder bereits schon abge- brochen.

Vielleicht ist es mit der Wintersonnwende ja ähnlich wie mit Weihnachten. Die Erwartung ist riesig; man begeht ja nicht umsonst die Zeit des Advents. Und die Vorbereitung auf das Fest gründlich zu gestalten ist sicher auch wichtig.

Ich möchte nun in Abständen mit je einem von drei Gedichten zu dieser Zeit um die Wintersonnwende zu dieser Vorbereitung beitragen. Am Wintersonnwendtag selber will ich die drei Gedichte als Trilogie in einer Datei zusammen noch einmal wiederholen.

Trilogie will ich die Zusammenstellung dann nennen, weil jedes der drei Gedichte unterschiedlich angelegt ist: da gibt es ein besinnlich-poetisches, ein lyrisch-dynamisches und ein mehr in der Art der Gedankenlyrik angelegtes.

Noch ein persönliches Wort zur Verständigung voraus: Ich bin Kirchenmitglied, habe dem Christentum einiges zu verdanken (aber auch einiges vorzuwerfen) und mir ist das Fest der Wintersonnwende mindestens so wichtig wie Weihnachten (aber womöglich ist es ja eh‘ wurscht, ob man das eine oder andere für wichtiger hält). Ich möchte mit meiner Betonung der Wintersonnwende sicherlich auf keinen Fall in eine nationalsozialistische oder auch nur germanisch-nationalistische Ecke gestellt werden. Das Weihnachtsfest ist aber von Menschen in die Zeit der (zu dem Termin bereits abgeschwächten) Kräfte der Wintersonnwende platziert worden. Deshalb halte ich es für sehr usurpatorisch – im Gegensatz zu dem Fest der Wintersonnwende: Da weiß man an dem bestimmten Tag genau, woran man ist – von den Fakten aus gesehen jedenfalls. Zur Interpretation, was der Tag für uns konkret bedeutet, bleibt gewiss noch genügend Spielraum – und die nordische (aber auch andere) Mythologie bietet ohne Zweifel viel ‚Spiel’material dafür. Vielleicht ist davon ja etwas in meiner Trilogie zu spüren.

In diesem Sinne präsentiere ich nun das erste der drei angesagten Gedichte:

Wandel

Weniger werden die Tage
des schwindenden Lichts.

Die Sanftheit des Dunkels,
die Wonne des Winterschlafs
wird schon gemindert.

Ein Neues wird kommen.
Genommen wird und gegeben.

Trauer ist ja ein Teil
jedes Wandels.

Raue Zeiten

Rau in den raueren Zeiten.
Verhalten die Stimme.
Verhallt scheint der Jubel.
Nur in geschützten Räumen
knospen die Triebe
der Verheißung
sichtbar.

Aber auch im Vereisten
die Ahnung und übertölpeln
lässt sie sich nicht.

Hoffnung

Auf den Schneehügel hüpfen,
Hohes nach unten treten,
das Loch wieder füllen,
auf solidem Fundament
den Schneemann sich nach dem
Himmel recken lassen
mit erhobenen Steckenarmen
und in das Leben neu wandern
ohne Sorge,
dass der Schnee schmilzt.

Chinesische Weisheit von heute?

Ein Zitat aus China im Radio
(im Zusammenhang mit der geringen Verbreitung
von Büchern von Astrid Lindgren
– vor allem Pippi Langstrumpf)
habe ich noch im Ohr:
„Wir erlauben unseren Kindern nicht aufzumucken.“
Heißt das:
„Wir erlauben unseren Kindern,
nicht aufzumucken.“?
Oder:
„Wir erlauben unseren Kindern nicht
aufzumucken.“?
Und was können wir daraus
über uns selber erfahren?

Apologie

Frostbeulen fürchte auch ich.
Und erfrieren darf keines.
Nicht ein einziger Mensch.

Aber den fruchtbaren Frost,
der keinen tötet,
willkommen heißen
will ich ihn doch:

Samen macht er bereit
zum Keimen.

Ach, der Frühling
gibt Recht erst
der Hoffnung.

Können wir sie
nicht denken
davor?

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