Lyrisches von Helmut Maier

Monat: Dezember 2007 (Seite 1 von 2)

Raunacht-Traum

Nicht hängen bleiben
will ich
in den Spalten
zwischen Sonne und Mond.

Auf ihrem Ruheplatz
stärke ich mich
für den Klimmzug
vom Bekenntnis hin
zum Vertrauen,
von der Hoffnung hinauf
zum Gelingen.

Noch liegen Moospolster
hingebettet,
noch lauert der Sonnenschein nicht
auf Verdrängung des Mondlichts,
noch kosen Lichtstrahlen
das kostbare Dunkel.

Aufbruch liegt vor uns.
Neues wird,
umfängt uns mit Schleiern
des Vergessens von
abgestorbenen Zweigen.

Verheißung heißt
der Name der Zukunft.

Wir leben zwischen den Zeiten

Wir leben zwischen den Zeiten.
Zwischen den Jahren.
Zwischen den Festen.
Zwischen Unbewusstem
und dem Bewussten.

Wir sind auf der Reise.
Zwischen den Zielen.
Zwischen Aufbruch und Bleiben.
Zwischen dem Traum
und dem Wachen.

Wir leben, als gälte es sicher,
dass es bleibe, dass alles
ja seinen Sinn hat.

Wir leben und wissen
nicht um das Datum,
das uns Gegeb’ne.
Und setzen es fest.
Gefangen halten wir
die verklingende Zeit.

Wir leben, als gälte es sicher,
dass immer erneuert
das fliehende Leben.

Wir setzen den Punkt
und wissen genau, wo
Vergangenheit endet
und Zukunft beginnt.

Wir leben im Sterben
und glauben ans Morgen.
Wir sind ihm erlegen,
dem Wandern ins Klare.

Wir leben zwischen den Jahren
Und traun uns,
zu wissen, was neu ist,
was alt.
Wo Recht ist und richtig,
wo Falsches erstrahlt
und Gutes verborgen.

Wir leben zwischen den Jahren,
konfessionell so geschieden
und juristisch gesichert,
völkerrechtlich gebunden
ans eigene Glück.

Wir leben zwischen den Jahren
und meinen zu wissen
um Ende und Anfang.

Noch leben wir zwischen
den Jahren.

Weihnachtsgruß

Allen, die bis hierher sich in meinem Blog durchgelesen haben, wünsche ich ein besinnliches und doch fröhliches Fest und mute ihnen diese Wikipedia-Seite zu.
Für alle, die nicht gleich Zeit haben, alles zu lesen: Der jüdische Theologe Pinchas Lapide, den ich zu meiner großen Freude einmal selber erleben durfte, fasst es zusammen:

Dem Auftrag Jesu am nächsten kommt wohl sein Lehrkollege Rabbi Nathan, der die Frage stellt: Wer ist der Mächtigste im ganzen Land? um zu antworten: Der, der die Liebe seines Feindes gewinnt.

Die Sonne scheint …

Die Sonne weiß ja nicht,
wen sie bescheint,
ob einer lacht,
ob einer weint,
ob es ein Guter ist
oder ein Böser,
der seine Welt
nach seinen Maßen misst,
ein Weltenfeind
oder Erlöser.

Ich weiß nur,
dass sie heute lachte,
einen Tag nur
nach der Wintersonnenwende,
die sie nicht machte,
sondern diese Erde.
Von sol invictus keine Spur.
Doch ist ein Anfang und
es ist kein Ende
des Sonnenscheins.
Es bleibt der Wunsch,
dass alles richtig werde.

Wintersonnwend-Trilogie

Wandel

Weniger wurden die Tage
des schwindenden Lichts.

Die Sanftheit des Dunkels,
die Wonne des Winterschlafs
wird schon gemindert.

Ein Neues wird kommen.
Genommen wird und gegeben.

Trauer ist ja ein Teil
jedes Wandels.

Auftakt

Ein Keil in die Nacht geschlagen.
Hammerschläge verhallen.
Stille breitet sich aus.
Lichtfunke glüht.
Frost regiert noch ein Weilchen.
Das wärmende Feuer:
Wir entfachen’s.

Nüchternwerdung nach dem Feiertagsrausch

Wenn nun die Nächte kürzer wieder werden,
so raffe ich mich auf und sage
dem Winterschlaf Ade,

wenn jeden Tag uns von Natur aus schon
mehr Raum im Licht für Tätigkeiten bleibt,
so wie die Alten sagten:
„zu Nutz und Frommen“:

wenn Nützliches gleich Angenehmes heißt:
nicht noch mehr Dividende,
die nicht mehr als geteilt,
die als gerafft, geraubt zu gelten hat,
nein, dass ich vom Gemeinbesitz der Menschen
weltweit das, was mir zugeteilt, annehmen kann,

dass meine inn’re Würde drunter nicht leidet.
Ruhmreiche Schande wünsche ich mir nicht.

Geburtstag kurz vor der Wintersonnenwende

Geschrieben anlässlich von zwei an diesem Wochenende zu feiernden Geburtstagen:

Geboren in der Zeit,
da immer noch die Tage
kürzer werden,
wo immer noch
die sanfte Dunkelheit regiert
bis über jenen Tag hinaus,
wo sich das Blatt dann
wieder wendet,
wo jeden Tag
mehr Raum im Licht
für Tätigkeiten bleibt.

So tief gegründet und
herausgefordert auch,
bald jenem Drang zu folgen,
dass mehr und mehr
das Tun dem Ruhen,
ja, das Vorwärtsdrängen
dem Bleiben in dem
tief Gesicherten
davonzulaufen scheint.

Doch ist gewiss,
dass dieses Eilen
nicht endlos geht,
dass Ruhe kommt
im Kreislauf eines Lebens
und wieder Aufbruch
in ein Neues
und dankbar jede Jahres-
und Lebenszeit
genossen, zumindest aber
angenommen werden darf.

So feierst Du Geburtstag heute
und weißt, es ist ein Geben
und ein Nehmen,
das Dir bestimmt und dem
Du auch entgegengehen kannst,
wenn Du des Kreislaufs Deines Webens
völlig Dir bewusst.

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