Lyrisches von Helmut Maier

Monat: August 2008 (Seite 1 von 2)

Wiedergeburt

Wie Aphrodite will ich
Aus dem Bad der Reinigung
Ganz unbeschadet, unschuldig
Stark und wieder gesund
Erstehen, von dem Schaum
Der Wogen umbrandet in
Ganz neuem Glanz mich zeigen.

Ich will, was war, im Ozean
Versenken, will, wenn ich fühle
Des Sundes starke Strömung,
Aus ihm hervorgehn und
Des Wandels walten.

So wendet alles sich und geht
Von Neuem den Weg des Neubeginns,
Der ewigen Gesetzen treu
Gesundheit gibt und das Gelingen.

So kann ich in der Welt bestehen
Nach aller nicht ertrag’nen Last,
Nach Niederlagen, allem Stöhnen,
Das nun dem Jauchzen Platz macht
Und der Freude.

Ein-Stimmung

Mit Meeresgrün
gewaschenes Himmelsblau.
Zerflossene Funkenspuren
rändern die Wolken,
buchen-silbergrau,
mit Goldstaub
aus dem Sonnenglutapfel.
Die Rokoko-Rundungen
der Solitude umspielt
die göttliche
Erfüllungs-Szenerie
einer Sommertags-Ahnung.
Diese Nacht,
was wird sie wenden?

Artisanne hat zu diesem Gedicht eine wunderschöne Perle gemacht.

Die vier Steinzeiten – meine Sicht von damals, von mir neu genossen

Den Stein entdecken,
seine Linien finden
und Formen.
Den Stein im Loch des Steins
umdrehen,
machen das Loch.
Die eignen Formen
den Höhlenfelsenformen
schenken
und die Farben.
Den Stein benützen
und den Stein sich
zum Gebrauch verformen.
Sich mit dem Stein
umgeben.
Und klare Formen lieben
und eine klare Welt
sich schaffen.
Das Werden und Vergehen
im Stein bewahren.
Sich anvertrauen
diesen Steinen,
die aus der Mutter Erde
kommen.
Und mit den Steinen
eine Welt erschaffen
der Ordnung,
die sich wandelt,
und diesen Wechsel
in die Bahnen bannen
von Stein um Stein,
von Steinen über Steinen,
vom kolossalen Bau
steinerner Bahnen,
die noch die Nachwelt
kennt.
Die Steine finden,
die eine Vorwelt stellte.
Aus ihnen seine
Zauberriten schöpfen.
Sie sich zu eigen machen
und als Tempel achten.
Und Worte ihnen schenken,
die sich ganz verbinden
mit den Steinen.
Menhire sie benennen
und Dolmen
und so der Nachwelt
sie verknüpfen mit
dem eignen Erbe
aus Asien.
Die Steine dann
entdecken
und die Wörter,
die überlebten,
Welterbe sie dann nennen
und mit dem Ach
des eitlen Sehens
verbinden
oder als Wurzel
unseres Seins
doch gelten lassen,
auch wenn wir sie
erkennen
nicht.

Ende der Serie zu meiner diesjährigen Bretagnereise und – verstohlen – eine kleine Ruhepause.

Sterne

Glimmersterne im weißen Sand.
Nicht bei Nacht
leuchten sie.
Sie strahlen am Tag.

Ich finde sie wieder
am Hals des Zyklopen;
von zerbrochenen Spiegeln
bedeckt
sein ganzes Gesicht.

Hinweis: Der weiße Sand ist der an der bretonischen Küste; der Zyklop ist das 22 Meter hohe begehbare Kunstwerk von Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle (und anderen) bei Milly-le-Foret in der Ile de France. Vielleicht ist der Text sonst nicht ohne Weiteres verständlich.
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