Lyrisches von Helmut Maier

Monat: Mai 2009

Einstiges Geschehen in Sardinien

Sich aufbäumend
in Nuraghen
mit den Zyklopenmauern,
bewahren wollten sie
ihre Unschuld der Insel.

Wie aber unschuldig bleiben,
wenn Verehrung der Schwerter
das Zeichen ist
der Bereitschaft,
Gewaltfreies sich
gewähren zu lassen
durch gewaltige Massen
von trutzigen Steinen?

Dabei war noch immer
rund ganz
der Grundriss des Denkens,
wölbte sich über ihnen
die Halbkugel
des Himmelsgewölbes
im Steingewölbten
uralter Traditionen
beim täglichen Ringen
ums Leben, dem weitergereichten
von weither.

Und die Punier hatten es leicht
und die Römer,
endlich zu etablieren
das Rechteck des Rechthabens
und ihr Reich
zu errichten.

Energie

Welches Wunder:
Konkretionen der Energie
können wir unterscheiden:
Felsgestein: Granit, grau
und rot,
und Kalk,
und Fruchtfleisch
von Apfel und Pfirsich,
bevor zu Energie
sie wieder zerfallen
und wegfliegen
mit Schmetterlingsflügeln,
davon,
ins Unendliche hin.

Verstehen

Ich suche das Verstehen
in Bildern,
glattglänzenden Ästen
beschnittener Eukalyptusbäume,
dagegen
glattgeschliffenen
Granitfelsen.
Ach, wie so rau
deren Oberfläche,
kristallen funkelnd:
wechselnd mit wechselndem Standort.
Erst die frühjahrsgegebene
Üppigkeit
der Macchia
lässt mich glauben
an freundliches Leben.

Zugeknoepfte Betrachtung

Mit den braunen Broeseln
der von mir zerquetschten
Eukalyptusblaetter
des Vorjahrs
sehe ich Leben
zerbroeseln,
flatternd im Wind,
hinfliegend
– ach, so angenehm
unter dem blauen Himmel
im erfrischenden Heute
des Mistral,
ueber dem Miniatur-Kleeblumen- Teppich,
zwischendurch gesprenkelt
mit Bonsai-Massliebchen-Figuerchen
des zeitigen Sommers.

Nicht den Kampf
fuehren zu muessen
mit der Windsurf-Geraetschaft,
nur mit ganz leichtem Neid
den dann doch
auf der Azurflaeche
Hingleitenden
bewundern zu duerfen
mit Behagen:
Welches Glueck!

Pete Seeger wurde (wohl) neunzig – vorletzten Sonntag

In meinem Internet-Kalender
werde ich mir’s wohl
notieren muessen:
das Datum 3.Mai 2019:
„Stuttgarter Zeitung abonnieren.“
Als einen der letzten Wuensche
meines Lebens
koennte ich ja vielleicht
Pete Seeger noch erleben
als Hundertjaehrigen
auf seiner Welttournee,
wenn ich davon erfahren sollte
in der Stuttgarter Zeitung.
Jan Ulrich Welke
versprach es dort:
„Und wenn dieser Mann
hundert wird,
geht er vielleicht sogar
noch einmal auf Welttournee.
Wir melden uns,
wenn’s so weit ist.“

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