Lyrisches von Helmut Maier

Monat: Juni 2012 (Seite 1 von 2)

Alles Käse? – aus älterem Archiv – erstmals hier auf dem Blog wieder veröffentlicht am 17. November 2008

Wenn ich melke aus dem,
was hinter den Dingen liegt,
wie fasse ich diese Milch?

Sie zerrinnt mir
schon beim Erwachen,
schon wenn ich nüchtern
wieder geworden,
schon wenn ich in der Hand
die Dinge selber wieder fühle.
Dann zerrinnt sie mir
zwischen den tastenden Fingern.

Oder ich trinke sie
und versinke in der anderen Welt
und finde mich nimmer.

Am Käse nehme ich mir
endlich ein Beispiel.
Statt zu zerrinnen,
gerinnen in Festes
soll mir die heilige Milch.
Und wenn schon
aus Saurem geronnen,
so soll’s doch kein Quark sein.

Also in Form gebracht
reife der FORMATICUS,
der formaggio
der fromage
meiner Eingebungen
zum Gedicht

und sei eine köstliche Speise.

Obachtgeben!

Tomatenpflänzchen
mal nicht rechtzeitig pikiert
schon sind sie pikiert

Einen wunderbaren Limerick dazu hat Curt ( https://manacur.blogspot.de/ ) hinterlassen:

Pflänzchen statt Pflanzen…

Es warnte Herr Meier aus Baden
Solanum sei oft fluchbeladen
belass alle Triebe
erlischt schnell die Liebe
halt Pflänzchen – so hat man den Schaden!

Selbstbewusstes Glück

Emporgeschossen der Stängel,
die kuglige Knospe entsprang ihm
und wartete geduldig auf ihre Zeit.

Bis sich die Königin entfaltete:
die purpurne Pfingstrosenblüte.

Die letzten Blütenblätter umrahmen
die furchendurchzogene Miene nun.

Ehrfurchtsvoll sehe ich die gealterten
Gesichtszüge, edel geschnitten,
voller Weisheitscharme des Alters.

Und noch ist das nicht das Ende.
Die Welkende schaut in die Weite:
sie schaut die Blüten der kommenden Jahre.

Die oberirdischen Sprosse;
die Staude verliert sie im Winter.
Neue Chancen wird treiben das neue Jahr.

Der lyrische Kommentar von Bruni ist auch nicht zu verachten:

wundersam schön sind die Blüten,
doch auch im Verwelken zeigen
sie noch ihre Vielfältigkeit,
ihre natürliche Schönheit.

Wenn das allerletzte Blatt gefallen ist,
die Schönheit endgültig gealtert, ja, dann
schläft sie selig lächelnd ihrer nächsten
Auferstehung entgegen

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