Lyrisches von Helmut Maier

Tag: 18. Februar 2014

Schubarts (und Schuberts) „Forelle“

Christian Friedrich Daniel Schubart hat eine Warnung vor Tyrannen geschrieben, die heimtückisch gegen Andersdenkende vorgehen (wie zum Beispiel gegen ihn, den Herzog Karl Eugen nach Blaubeuren gelockt hat und ihn dort verhaften ließ) – – und das während seiner Kerkerhaft auf dem Hohenasperg):

In einem Bächlein helle,
Da schoß in froher Eil
Die launische Forelle
Vorüber, wie ein Pfeil:
Ich stand an dem Gestade
Und sah in süsser Ruh
Des muntern Fischleins Bade
Im klaren Bächlein zu.

Ein Fischer mit der Ruthe
Wol an dem Ufer stand,
Und sah’s mit kaltem Blute,
Wie sich das Fischlein wand.
So lang dem Wasser Helle,
So dacht’ ich, nicht gebricht,
So fängt er die Forelle
Mit seiner Angel nicht.

Doch endlich ward dem Diebe
Die Zeit zu lang; er macht
Das Bächlein tückisch trübe:
Und eh’ ich es gedacht,
So zuckte seine Ruthe;
Das Fischlein zappelt dran;
Und ich, mit regem Blute,
Sah die Betrogne an.

Als Tarnung gegen die Zensur hat er noch diese Strophe hinzugefügt (die Franz Schubert n i c h t in sein Kunstlied einbezogen hat):

Ihr, die ihr noch am Quelle
Der sichern Jugend weilt,
Denkt doch an die Forelle;
Seht ihr Gefahr, so eilt!
Meist fehlt ihr nur aus Mangel
Der Klugheit; Mädchen, seht
Verführer mit der Angel –
Sonst blutet ihr zu spät.

Optimistische Vision

Der Volkstribun auf der Tribüne,
getrieben wie eine Turbine,
schimpft gegen alles Hergewander.
Er kennt halt gar kein Miteinander
mit Menschen, die von anderswo.
So ein Gefühl macht ihn nicht froh.
So wählt das Volk ihn auf der Stelle
schlicht ab. Das ist doch clever. Gelle?

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