Lyrisches von Helmut Maier

Monat: Dezember 2015 (Seite 1 von 2)

Zukunftserwartung

Was für Reformen
haben wir noch zu befürchten
in dem neuen Jahr?

Und wie viele von denen,
die man aus Polen meldet?

Wie die EZ sie uns anzeigt,
die ganz unbedarft titelt
(oder vielleicht ganz bewusst?):

„Polnisches Parlament
beschließt Medienreform“

Reform?
Unwort dieses und kommendes Jahr?

Zu hochprozentig

Sechsundfünfzig Prozent.
Zu hochprozentig!
Trotz Magenerweiterung
wegen der zu fetten Weihnachtszeit!
Da wird einem übel!
Das schlägt auf den Magen,
die Leber, die Niere!
Mehr als 20 Prozent,
mehr dürft‘ es nicht sein.
Denn sonst wird es ja
eine Sucht!
Eine Großmanns-Sucht!
Sechsundfünfzig Prozent
(warum nicht gleich sechzig?)
für eine Vergrößerung
der deutschen Armee,
weil wir ja überall
mit dabeisein müssen
und nach all den vielen Festlichkeiten
nicht wirklich an Schlimmes
noch denken!

Wieder ist Wintersonnwende

So kurz, dieser sehr kurze Tag,
und dann noch wolkenverhangen,
regenschauerbegleitet,
Blau nur in Streifen geschnitten
am Rand dieser Wende.

Der Tag noch zuvor
hat diesem die Schau fast gestohlen:
So auch kann es ausseh’n
mit Sonne und Wärme,
welche die Kälte ins Tal verbannt:
der Tag, der uns aufklärt:
so schlecht ist sie nicht,
die dunkelste Zeit.

Die längste Nacht erwart‘ ich
nun doch mit Behagen,
trau es ihr zu,
dass sie heilt und kräftigt
und auf das Wachsende vorbereitet,
das auf uns zukommt,
uns fordert.

Liebeserklärung

Als ich dich wählte
und du mir die Gewissheit gabst,
dass du dich wählen lässt,
war mir gewiss,
dass ich damit auch wählte,
mit dir zu wachsen,
Neues zu entdecken,
Wagnisse einzugehen,
ich selber zu werden.
Ich wusste, ich könnte
nur zusammen mit dir
alles das tun,
Stolpersteine
zu Bausteinen umformen,
Hände zum Handeln bewegen,
nicht irre zu werden am Leben,
auch wenn es gegen den Strich
der majorisierten Ungerechtigkeiten
ginge, wenn auf diesen Weg
endlich wir gingen.
Noch heute danke ich dir,
dass es uns so erging.

Zeichen

Der Himmel hat zwischen sich
und die Sonne
eine Milchglasscheibe gezogen.
Zu strahlend rot
hatte die Morgensonne
auf diesen eher tristen
Tag geschaut.
Doch ganz verschwinden
zu lassen
die Leuchte der Hoffnung
traute er sich noch nicht,
der Überirdische.

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