Lyrisches von Helmut Maier

Worte

An ihren Taten soll’n wir sie erkennen
(und sie uns an den unsrigen),

nicht an den unbedachten Worten
(wir können doch nicht jedes Wort durchdenken),
nicht an den so ironischen,
die voller unerkanntem Witz gesagten,
nicht an den nur verletzend klingenden,
aus froher Kehle aufgesprudelten,
nicht an den nicht gesagten auch,
(die wir so gern als mitleidlos,
als unsensibel, als beleidigt
interpretieren – und ohne Grund
so unbarmherzig achtlos oft empfinden).

Ein Händedruck, ein Lächeln,
ein nur hingehauchtes Küsschen,
auch sie sind missverständlich,
nicht nur Worte.

Die Worte, oft nur kurz verwendet,
nie wiederholt, doch im Gedächtnis
bleibend wie für ewig,
sie sind doch nur,
was wir als Menschen erst
in später Zeit so kultiviert,
noch nicht zu Ende ausgeformt,
vorläufig noch und unausgegoren
geerbt haben und doch
für ewig gültig halten,
ein gar zu kostbarer Schatz sind sie,
als dass für immer in Stein gemeißelt
sie uns als Dogmen dienen könnten,
verletzlich selber als zarte Pflänzchen
wachsen sie und werden
oft missverstanden gar,
missbraucht,
als wären Repräsentanten sie
des Geistes selber.

2 Kommentare

  1. Regina

    grandios, lieber Freund!

  2. Helmut

    Dankeschön für das große Lob, liebe Regina.

    Herzlichen Gruß
    Helmut

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2024 Maier-Lyrik

Theme von Anders NorénHoch ↑