Lyrisches von Helmut Maier

Unbedachtes

Ob ich noch weiß,
was alles ich wollte?
Das ganze Jahr über!

So oft wollte ich
zu den Freitagen
„Fridays for Future“.
Nur zweimal ist es mir gelungen!

Zu den Montagsdemos
für den Kopfbahnhof
in Stuttgart
fuhr ich ziemlich
regelmäßig.

Alle zwei, drei Tage
wollte ich in meinen Blog
Gedichte schreiben.
Oft dauerte es mehr als eine Woche,
dass ich auch nur eines schrieb.

Zu so vielen anderen Demos
und Veranstaltungen
wollte ich gehen
und war zu beschäftigt
oder auch zu müde
mich aufzuraffen.

Manche Bücher,
die darauf warteten,
gelesen zu werden,
blieben weiter im Stapel liegen!

Die Zeitungen
blieben liegen.
Schallplatten blieben
ungehört.
Manches Lesens-
und Hörenswerte
blieb unangetastet.

Meiner Frau
wollte ich so oft
etwas Nettes sagen
und das tägliche Einerlei
ließ es nicht zu!

Gut, ich habe die meisten Tage
das Mittagessen gekocht,
aber meine Frau hat gewaschen,
gebügelt, hat dieses und jenes
erledigt, was zu tun war.
Sie hat geputzt und die
Wohnung schön hergerichtet,
damit es schön war für Gäste.
Und ich habe es einfach so hingenommen.

Und was ich einfach so schreiben wollte.
Fast nichts ist gelungen.
Die Briefe für Verwandtschaft
und die für Freundinnen und Freunde,
alle hat meine Frau geschrieben
und ich habe sie nur mit unterzeichnet.

Ach, so viel wollte ich tun.
Und so wenig ist draus geworden.
Doch vielleicht ist ja meine Lebenszeit
noch nicht zu Ende
und ich kann doch noch das
eine oder das Andere
fertigbringen.
Viel wird es nicht mehr sein.

10 Kommentare

  1. Edith Hornauer

    Lieber Helmut,
    ja, wir in unserem Alter denken über so etwas nach. Man stellt sich in Frage, weil nicht alles so war wie erhofft oder geplant gar.
    Dein Leben ist noch nicht zu Ende! Dass wir nicht mehr sooo können wie vor 20 Jahren, das versteht sich doch von selbst. Aber wir können noch auf andere Weise, wenn es auch langsamer, bedächtiger wird. Und das Versäumte lässt sich auch ganz schnell nachholen – liebe Worte und Gesten, ein kleines Danke….
    Ich finde mich gerade in deinen Gedanken wieder.
    Alles Gute für dich
    von Herzen, Edith

  2. Quer

    Nur nicht mit sich hadern, Helmut!
    Tun, was man kann. Sich freuen über das, was geht.
    Auch mal fünf gerade sein lassen. 🙂
    Lieben Gruss,
    Brigitte

  3. Gundelrebe

    Das ist doch großartig! Du setzt dich für Veränderungen aktiv ein.(Sowas raubt Kraft.) Und darüber hinaus, dringt aus deinen Versen eine starke Verbundenheit zu all dem. Und, die tiefe Bedeutung.. (vorbildlich für mich)
    Sei lieb gegrüßt (:
    Gundel

  4. Helmut

    Liebe Edith, liebe Brigitte, liebe Gundel,

    habt vielen Dank für Eure Äußerungen. Ich habe – vorläufig gesagt – viel davon gelernt! Also noch mal aufrichtigen Dank!

    Liebe Grüße
    Helmut

  5. lintschi

    auch hier, lieber helmut:
    ich glaube, dass wir viel mehr fertigbringen, als wir oft zu sehen glauben. weil wir gern das und das auch und das auch noch machen wollen und das uns die sicht darauf verstellt, was wir eh gemacht haben! aber am ende des jahres ist ales getan, was getan werden sollte. was keinen platz hatte, kann das lebensjahr nicht aushebeln!
    und du wirst auch im neuen jahr sehr viel machen, aber halt nicht alles vielleicht, was du vorhast!
    ganz lieben gruß
    lintschi

  6. Helmut

    Danke für den Trost, liebe lintschi! Ich kann ihn gebrauchen!

    Liebe Grüße
    Helmut

  7. Syntaxia

    Lieber Helmut,

    deine Rückschau trägt das Bedauern über Ungetanes. Ändern kannst du es im Nachhinein nicht, nur den Samen legen für das Kommende und das tun, wonach dir ist. Manchmal ist die Müdigkeit auch eine Bremse. Wir leben oft in der Zukunft, wenn wir uns vornehmen dies und das zu tun. In der Gegenwart kömnnen wir ja nur handeln und aus manchem Moment heraus entscheiden.
    Deine Gedanken zeigen mir dies wieder auf.
    Du wirst auch weiter nach bestem Wissen und Gewissen handeln, das weiß ich sicher…und deine Frau auch! 🙂

    Liebe Grüße,
    Syntaxia

  8. Helmut

    Das ist eine sehr kluge Antwort! Vielen Dank für den guten Rat. Ich werde ihn so gut es geht beherzigen!

    Liebe Grüße
    Helmut

  9. gabriele pflug

    Du hast deine Gedanken in eine Gedichtform gebracht, das ist für genau den Moment das beste, was du gemacht hast!
    Sei nicht so streng mit dir!
    Alles Liebe
    Gabriele

  10. Helmut

    Danke vielmals, liebe Gabriele! Du hast mir den Weg gezeigt. Ob ich ihn gehen kann, weiß ich noch nicht so genau! Wir werden sehen!

    Liebe Grüße
    Helmut

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