Lyrisches von Helmut Maier

Winterschlaf unterbrochen (Wintersonnwende Nr.1)

Hallo, mein Winterschlaf als Blogger ist unter- oder bereits schon abge- brochen.

Vielleicht ist es mit der Wintersonnwende ja ähnlich wie mit Weihnachten. Die Erwartung ist riesig; man begeht ja nicht umsonst die Zeit des Advents. Und die Vorbereitung auf das Fest gründlich zu gestalten ist sicher auch wichtig.

Ich möchte nun in Abständen mit je einem von drei Gedichten zu dieser Zeit um die Wintersonnwende zu dieser Vorbereitung beitragen. Am Wintersonnwendtag selber will ich die drei Gedichte als Trilogie in einer Datei zusammen noch einmal wiederholen.

Trilogie will ich die Zusammenstellung dann nennen, weil jedes der drei Gedichte unterschiedlich angelegt ist: da gibt es ein besinnlich-poetisches, ein lyrisch-dynamisches und ein mehr in der Art der Gedankenlyrik angelegtes.

Noch ein persönliches Wort zur Verständigung voraus: Ich bin Kirchenmitglied, habe dem Christentum einiges zu verdanken (aber auch einiges vorzuwerfen) und mir ist das Fest der Wintersonnwende mindestens so wichtig wie Weihnachten (aber womöglich ist es ja eh‘ wurscht, ob man das eine oder andere für wichtiger hält). Ich möchte mit meiner Betonung der Wintersonnwende sicherlich auf keinen Fall in eine nationalsozialistische oder auch nur germanisch-nationalistische Ecke gestellt werden. Das Weihnachtsfest ist aber von Menschen in die Zeit der (zu dem Termin bereits abgeschwächten) Kräfte der Wintersonnwende platziert worden. Deshalb halte ich es für sehr usurpatorisch – im Gegensatz zu dem Fest der Wintersonnwende: Da weiß man an dem bestimmten Tag genau, woran man ist – von den Fakten aus gesehen jedenfalls. Zur Interpretation, was der Tag für uns konkret bedeutet, bleibt gewiss noch genügend Spielraum – und die nordische (aber auch andere) Mythologie bietet ohne Zweifel viel ‚Spiel’material dafür. Vielleicht ist davon ja etwas in meiner Trilogie zu spüren.

In diesem Sinne präsentiere ich nun das erste der drei angesagten Gedichte:

Wandel

Weniger werden die Tage
des schwindenden Lichts.

Die Sanftheit des Dunkels,
die Wonne des Winterschlafs
wird schon gemindert.

Ein Neues wird kommen.
Genommen wird und gegeben.

Trauer ist ja ein Teil
jedes Wandels.

13 Kommentare

  1. petros

    Sommer wie Winter
    Fallendes LICHT steigendes
    Herzschlag des Großen

    LG
    Petros

    PS: Freue mich auf dein Trilogie

  2. Helmut

    Danke, Petros,
    auch für Dein Haiku (oder ist es ein Senryu – das kann ich nicht auseinanderhalten).

    Grafisch gesehen ist

    Fallendes LICHT steigendes

    genial.

    Verstehe ich es grammatikalisch so richtig?:

    Fallendes, steigendes LICHT

    Liebe Grüße
    Helmut

  3. petros

    Der Dreizeiler hat viel von einem Haiku und nicht wenig von einem Senryu… wenn du aber einen Experten fragst, wird der wahrscheinlich antworten, dass es weder das eine noch das andere ist. 😉

    Grammatikalisch meine ich es so, inhaltlich den Rhythmus.

    LG
    Petros

  4. Sabine

    Und Licht wird sein
    Über allem, was lebt
    In Gegenwart, Zukunft
    Für alle Zeit
    Denn Glaube ist in uns

    lg
    Sabine

    PS: In freudiger Erwartung auf weitere Präsentationen von dir.

  5. Helmut

    Hallo Sabine,

    … und Licht soll sein
    und Dunkel
    und jedes
    wie Du es brauchst
    und jedes
    so lange wie’s ist.

    Liebe Grüße
    Helmut

  6. manacur

    @Sabine & Helmut

    Schließ deine Augen
    dann strahlt das innere Licht
    das sonst verborgen

    dieses Licht ist immer da
    du hast es nur vergessen

    PS auch ohne Winterschlaf und daraus ein Erwachen
    LG
    Curt

  7. quersatzein

    Interessant, dieser erste Teil deiner Gedicht-Trilogie, Helmut. Viel ist darin über den „Wandel“ gesagt und viel kann dazu „meditiert“ werden.

    Mit Grüssen in den beginnenden Dezember,
    Brigitte

  8. Helmut

    Danke, Brigitte, für Dein Interesse. Schön, wenn das so ist, wie ich es geplant habe: Grundhaltung Besinnlichkeit, also Anregung zur Meditation.

    Ich bin schon sehr gespannt, wie sich die Einschätzung der Trilogie entwickeln wird.

    Liebe Grüße in die weitere Zeit vor der Wintersonnwend hinein
    Helmut

  9. Helmut

    @Curt:
    Ich bin mir nicht so sicher, ob Du die Metapher LICHT nicht ein bisschen verabsolutierst (wenn mir diese Paradoxie erlaubt ist).
    Aber danke schön für die einfühlenden Zeilen.

    LG
    Helmut

  10. Traveller

    „Weniger werden die Tage
    des schwindenden Lichts.“

    ein Blick nach vorne
    auf die Zeit
    da die Tage wieder länger werden
    das Licht sich ausbreitet

    für mich Zeilen der Hoffnung
    nur wenig Trauer (weil ich eigentlich nicht winterschlafe 😉 )

    und ja, Zeilen der Ruhe, Zeilen zur Meditation

    liebe Grüße
    Uta

  11. Helmut

    Die Sanftheit des Dunkels ist es, deren Schwinden und deren Missachtung mich traurig macht.

    Liebe Grüße an Dich, Uta
    Helmut

  12. kathrin

    „die sanftheit des dunkels“ – das ist eine sehr schöne stelle in dem gedicht.

    inhaltlich stehe ich ihr zwiespältig gegenüber. ich kenne die sanftheit des dunkels wohl. doch verbinde ich sie nicht mit dem schwindenden licht des winters. sondern eher mit einer sommernacht. das fehlende licht im herbst/winter macht mir eher zu schaffen, als daß ich es als sanft gegeben annehmen könnte.

    interessant ist auch der schluß:
    „trauer ist ja ein teil
    jedes wandels“
    diese aussage finde ich sehr stark und auch wahr.

    lieben gruß,
    kathrin

  13. Helmut

    Danke, liebe Kathrin, für die Beschäftigung mit der Thematik. Es ist interessant, dass Du manches anders siehst. Das darf natürlich durchaus sein, einleuchten tut es mir auch ein bisschen, weil es ja – aber merkwürdigerweise – wirklich so ist, dass man etwas, wovon es nicht so viel gibt (die Sanftheit des Dunkels im Sommer)mehr schätzt, als das was es reichlich gibt.

    Lieben Gruß zurück
    Helmut

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