Lyrisches von Helmut Maier

Paradoxon der Geschichte

Wenn Tilsiter
wie Champagner
behandelt würde,
gäbe es keinen mehr:
Tilsiter Käse.

2 Kommentare

  1. Petros

    Lange nachgedacht…
    Ich beziehe das Geschriebene einmal auf die Reifezeit.
    Und in der Tat, würden wir die Reifezeit des Champagners (15 Monate bis 3 Jahre) auf die Tilsiter anwenden, der früher zumindest 5 Monate (heute vielleicht 2 – 3 Monate) für seine pikante Würze reifen musste, wäre dieser nur noch ein Klumpen Nichts.

    …meint
    ganz vorsichtig
    Petros

  2. Helmut

    Lieber Petros,
    Zuerst vielen Dank für Dein gründliches Nachdenken und Deine großartige, fast zu freundliche Interpretation. Ich selber war mir beim Schreiben sicher, dass über den platten Anlass zum Schreiben hinaus noch mehr in der Metapher stecken könnte. Es hätte mir aber auch passieren können (und kann mir noch passieren), dass jemand, der in EU-Recht und gleichzeitig in der Geschichte zuhause ist, mir die Plattitude vorwirft, die in den puren genannten Parametern steckt:
    1. Champagner darf nach EU-Recht nur genannt werden, was aus der Champagne in Frankreich stammt.
    2. Tilsit liegt in Ostpreußen, heute als Teil Russlands. Wenn die Russen den Namen Tilsit dafür beibehalten hätten (und es nicht in Sowetsk umbenannt hätten)oder noch eher wenn sie es gar nicht für sich behalten hätten, könnte Tilsit möglicherweise das Recht für sich reklamieren, dem Käse, der in Tilsit produziert wird, diesen Titel ‚Tilsiter‘ zu reservieren. Da die Dinge aber so liegen, wie sie liegen, kann Sowetsk hier wohl nichts ausrichten, oder?

    Deshalb nun kann es Tilsiter Käse sonstwo geben, weil Tilsit nun eben nicht dem EU-Recht unterliegt.

    Ob das nun paradox im strengen Sinne ist, kann ich nicht hundertprozentig nachvollziehen. Mir erscheint es aber so, weil die Geschichte hier Verwerfungen geschaffen hat, die sie der Champagne nicht zugemutet hat.

    Nun kannst Du (und kann jedes) urteilen.
    Da Du aber schon so eine tolle Vorlage geliefert hast,
    dürfte das Tor vielleicht doch nicht ein Eigentor abgeben.

    Liebe Grüße
    Helmut

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