Lyrisches von Helmut Maier

Monat: Dezember 2009 (Seite 2 von 2)

Frieden? (Impression in Cornwall)

Plötzlich wagt sich
das Rotkehlchen
in die Stube herein,
hüpft auf den Fernsehschrank,
verkündet den Frieden
des Artus,
flattert irritiert durch den Raum
und entflieht.

Da,
um zu versinken
ein Blau
zwischen des Plinius
Pinien
über den viktorianischen Dächern
von Fowey.

Der Wind treibt die Fähre
schneller zum Fußpfad.
Und schon
sammeln die Wolken
das Sonnengold
von den Wiesen der Klippen
und segeln dahin.

Kein Stäubchen trübt mehr
die Sterne.
Spüre ich da Avalon?

Einfriedung (Umbrische Gedanken)

Manchmal wandle ich
im Garten der Klara
und kose die Blumen.
Keine Erklärung fordern die Formen,
die Farben
zaubern gelassene Freude
ins Antlitz.
Aber ich bleibe im Innern.
Vertraute Enge,
wovor verschließt du mich?
„Warum musst du ein Heiliger sein,
Franziskus?“,
höre ich seufzen.
Das Maßwerk der Mauerbögen,
was maßt es sich an?
Welcher Wurf
zerschellt an der Schönheit?
Doch in unendlicher Ferne
verrauchte vielleicht ein Festes
ohne die Klarheit
der maßvollen Nähe.

Auflösung

Es ist der Mikulas kein and’rer
als ein männlich‘ Abbild nur
der Percht oder Frau Holle,
der Göttin der Mittwinterzeit,
die hinter sich gelassen
den Tod, das Elend, lauter Missgestalt
und Freude, Jauchzen, Wohlfahrt, Leben
ankündigt, proklamiert und zeigt.

Er ist der Mikulas, der mehr mich ja gewahrt
an Michael als an den Nikolaus,
den er verkörpert.
Ich weiß, da ist der heil’ge Martin noch,
der spendende. Pelzmärte heißt er auch
und kommt schon manchmal
vor dem Weihnachtsfest
oder ist der, den man den Weihnachtsmann dann nennt.

Die Barbara mit ihrem Zweig,
dem Hoffnung machenden,
die Lucia, die Licht verkündet,
sie sind noch vor den Männern
Vertreterinnen von der Percht,
von deren Namen am Ende nichts mehr bleibt
als dann des Niklas‘ Knecht,
der Ruprecht, der noch nebenher
das Elend präsentiert, dem dann
der Nikolaus mit holder Stimme
widerspricht. Und der ist eben auch
heute in Tschechien
der Mikulas, begleitet von dem Engel und dem Teufel.

Logik ist manchmal Glücksache

Die Esslinger Zeitung von gestern titelt einen Serviceartikel:

Wo „zuckerfrei“ drauf steht, ist noch lange kein Zucker drin

🙂

Im Text erfährt man dann, was eigentlich gemeint war – zunächst in ‚meinen‘ ( 😉 ) Worten:
Wo „zuckerfrei“ drauf steht, ist noch lange nicht gewährleistet, dass kein Zucker drin ist.

Nun mit den Worten aus dem Artikel (in indirekter Rede wird Gisela Olias vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam zitiert):
‚… auch wenn „zuckerfrei“ auf der Packung steht, heiße das noch lange nicht, dass kein Zucker oder ein Zuckeraustauschstoff drin ist.‘

Würdigung

In globalisierter Musik:
Blues und Pentatonik
in der Poem Symphony
Tran Manh Hungs
Würdigung Nguyen Trais,
des Gelehrten, Strategen und Dichters
aus Blütezeiten des Reiches.

Der schrieb zum ersten Mal ein
literarisches Werk
in der klassischen Schrift
der vietnamesischen Sprache.

Er zeichnete auf die vietnamesische Strategie
zur Erringung der Unabhängigkeit
von dem alles verschlingenden China.

Ungerechterweise beschuldigt,
beteiligt gewesen zu sein
an der Ermordung des Königs,
wird er wie seine geliebte Konkubine
Thi Lo zu Tode gebracht.

Bevor Thi Lo noch ermordet wurde,
schrie sie (sie schrie ja sonst nie)
den Schergen entgegen:

Uns wollt ihr töten?
Uns die Erfinder des Satzes
„Besser die Herzen erobern
als die Zitadellen.“?
Menschen, die Menschlichkeit lieben,
tretet ihr nun in den Staub!

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