Lyrisches von Helmut Maier

Monat: Januar 2011 (Seite 2 von 3)

„Der“ Deutsche Dreizeiler ist tot. Es lebe „meine“ Dreizeiler-Variante

Hiermit teile ich mit, dass mein Begriff „Deutscher Dreizeiler“ von mir in Zukunft höchstens zitierend weiterverwendet werden kann. Wer Genaueres erfahren will, kann den Kommentar-Austausch zwischen Brigitte Fuchs und mir nach meinem langen Artikel dazu auf meinem Blog lesen – und vielleicht zusätzlich die Antworten auf meinen „Hilferuf“ dazu auf facebook: https://de-de.facebook.com/?sk=h#!/home.php?sk=group_115962231797701&ap=1

Ich werde in Zukunft einfach – neben Haiku und Senryu – andere Varianten von Dreizeilern schreiben, sicher auch die seither von mir als „Deutscher Dreizeiler“ apostophierte Variante mit den Silbenzahlen 8 – 9 – 11 . Sie ist mir liebgeworden und ich fühle nach wie vor ihre Vorteile, um bestimmte Inhalte zu transportieren.

Falls jemand eine Idee für einen präzisen Namen für „meine“ Dreizeiler-Variante hat – ich bin da ziemlich offen!

Der König ist tot – Es lebe der König! 😀

Donnerstag, 13.1.11: Und nun heißt der Achtundzwanzigsilber also (wohl)

ACHTUNDZWANZIGER (28er 😉 ) Er lebe hoch!!!

Der „Deutsche Dreizeiler“ – oder besser gesagt: eine deutschsprachige Dreizeiler-Variante

Auf „Schmetterlingsgesang“ hat Stefan Enke in seiner Ausgabe Nr. 23 des „Kulturbeutels“ das Modell meines „Deutschen Dreizeilers“ kritisch würdigend untersucht und einzuordnen versucht.

Hier folgt nun mein Kommentar dazu:

Ich bedanke mich zunächst einmal für eine ganze Kulturbeutel-Ausgabe nur für mein Modell eines Deutschen Dreizeilers. Ich weiß, die Ehre gebührt nicht einmal in erster Linie mir, sondern wahrscheinlich viel eher Syntaxia, die – wie ich finde – wunderbare Beispiele für dieses Modell geschaffen hat.

Wenn im Kulturbeutel Nr.23 vermutet wird, dass der „Deutsche Dreizeiler“ meines Modells auf die Idee zurückgehe„ eine eigenständige deutsche Form von Kurzgedicht abseits vom weithin bekannten japanischen Vorbild zu erstellen“, so kann ich dem nur teilweise zustimmen. Zunächst muss ich zugestehen, dass mein Begriff „Deutscher Dreizeiler“ durchaus schon gebraucht wurde, bevor ich ihn so festlegte, wie ich’s tat.
Man meinte zum Beispiel einfach die Versuche die Modelle Haikus und Senryus in deutscher Sprache nachzuempfinden, entwickelte aber (wie LudwigJanssen [ https://www.keinblick.de/autoren.php?autor=3879 ] – ähnlich wie japanische Dichter(innen?) – mit sogenannten Deudres auch Varianten zu den strengen Silbenvorschriften (die ja eigentlich von den europäischen Adapteuren stammten) zu entwickeln. Dabei
sollten aber die Silbenzahlen 5 – 7 – 5 wegen der geforderten Dichte der Sprache nicht überstiegen , besser sogar unterschritten werden. Dies war nun sowohl eine Befreiung (nämlich von der genau festgelegten Silbenzahl), als auch weiterhin eine Einschränkung, die dazu zwang, das japanische Vorbild möglichst zu erreichen, dass nämlich das in der japanisch-chinesischen Malerei im Pinselstrich deutlich werdende Reduktionsverfahren eingehalten wird.

Diese inzwischen in der europäischen Dichtung bekannt gewordenen Übersetzungen bzw. Neuschöpfungen von Haikus und Senryus (auch als Teile von Tankas) verdienen meinen vollen Respekt wie auch ihre oft genialen Schöpferinnen und Schöpfer; sie sind eine wichtige Quelle von Lyrik geworden, aber in ihrer Tendenz der Vereinfachung liegen genauso große Gefahren wie in der vom Autor des Kulturbeutels geschmähten, die Arbeit mit den westlichen Wortausmaßen nicht bewältigenden „unglaublichen Langatmigkeit“. Im einen Fall kann Vereinfachung zur Banalität, im anderen Fall die größere Ausführlichkeit zur Geschwätzigkeit führen. Ich glaube aber, dass wahre Künstler weder im einen, noch im andern Fall dieser Gefahr erliegen müssen, es also im Einzelfall nicht am Modell, sondern an der individuellen Fähigkeit oder Unfähigkeit liegt, wenn das Werk gelingt oder nicht gelingt – wobei es viele Leistungsvarianten zwischen den Extremen geben wird, sowohl in der Person als im jeweiligen Werk. Was aber ist dann gegen die Ausweitung der Möglichkeiten zu sagen, sich an Formen zu halten, wenn man will, aber auch künstlerische Freiheiten einzusetzen, denen kein dogmatischer Eklektizismus eine Schranke sein darf?

Übrigens ist es hoffentlich nur ein Tippfehler, wenn behauptet wird, das „neue“ Angebot weise die Richtzahlen als 8, 9 und 10 aus. In meinem Modell sind es die Vorgaben 8, 9 und 1 1 ! Das erhöht meinem sehr subjektiven Gefühl nach die Möglichkeiten, die in dem Modell liegen, zum Beispiel die dritte Zeile noch mehr als Kommentarzeile oder Erklärungshilfe oder verzögerten Überraschungseffekt einzusetzen.
Dabei habe ich die Erfahrung bei eigenen u n d „fremden“ Texten gemacht, dass die ganzen Festlegungen auf Daktylen, Trochäen, Jamben und Trochäen beim „Deutschen Dreizeiler“ wie bei Haikus und Senryus ins Leere laufen, weil es eben nicht um Vorgaben von bestimmten Rhythmen geht. Gerade hier liegt die große Chance der schon länger und der neu adaptierten und der jetzt auch erweiterten japanischen Tradition, dass jedes Verfassen eines Dreizeilers passende oder unpassende, wirkungsvolle oder langweilige Formen des Rhythmus in oft verblüffender Überraschung hervorbringen kann. Es hängt eben zum Beispiel schon davon ab, welcher Rhythmus sich als passend erweist, ob die erste, zweite oder spätere Silbe eines die Zeile einleitenden Wortes die erste wirkliche Hebung in der Zeile hat.

Auf diese jeweils neue Überraschung setzt mein Modell, das übrigens durchaus zur Bildung neuer Modelle Mut macht. Das kann man auf meiner Initiativseite durchaus schon sehen.

Ich bedanke mich noch einmal für die große Arbeit, die Stefan Enke in die Recherche „meines“ Deutschen Dreizeilers gesteckt hat und freue mich, wenn die Debatte darüber weitergeht. Ich werde versuchen alle Beiträge in meinem Blog, in denen der „Deutsche Dreizeiler“ eine Rolle spielt, in einer Kategorie „Deutsche Dreizeiler“ zusammenzufassen. Das mag helfen.

Joan Baez wird am 9. Januar 70

Joan Baez durfte Widerstand leisten,
gewaltfrei, wie Martin Luther King
mehrfach öfter betonte, wenn sie dabei war.
Das ist heute geschichtlich anerkannt.

Wofür sie eintrat, ist auch heute
noch nicht so ganz akzeptiert:
Bürgerrechtsbewegung,
das geht ja noch an,
wenn man Bürgerrechte
richtig versteht,
aber zur Desertion
auffordern handgreiflich
in einem Krieg, der gerade läuft,
igitt, igitt.

Wer im gleichen Jahr geboren wurde
wie die großartige Sängerin
für die richtige Sache
und leistet heute Widerstand,
der wird auf das Demonstrationsrecht verwiesen
als Garnitur neuer Demokratie
Und Widerstand wird geahndet
mit Wasserwerfern.

Gut, dass wir uns erinnern können
an Joan Baez.
Sie stärkt uns den Rücken.
Ich freue mich auf ihren Song
gegen Stuttgart 21.*
Ich freue mich auf 2011.

*Vielleicht genügt es ja auch, sich diesen Textausschnitt aus ihrem Song „The day after tomorrow“ im Hinterkopf parat zu halten:

„Mmmmmmm…
I’m not fighting
For justice
I am not fighting
For freedom
…I am fighting
For my life“

Die Freiheit des Labyrinths

Die Freiheit des Labyrinths
die unfreiwilligen Windungen
mitzumachen im Bewusstsein
der erträglichen Zumutung.
Gewissheit der Ankunft,
Sicherheit in der Unsicherheit,
Zutrauen in den Gang der Dinge
ohne Zwang des Bestimmtwerdens.
Unterwerfung unter die guten Regeln
ist mehr Freiheit
als der Drang zu siegen
im Wirtschaftskampf der Mächtigen.

Kommentargedicht zu „Neues Jahr“ von Barbara.

Petros hat lürisch/lyrisch so geantwortet:

“Unterwerfung unter die guten Regeln
ist mehr Freiheit
als der Drang zu siegen
im Wirtschaftskampf der Mächtigen.”

Ja, schreiben wir uns das ins Heft.
Ja, schreiben wir uns das auf Herz und Hand.
Ja, gehen wir den Weg der guten Regeln.
Und: Halten wir aus.
Machen Glauben und Hoffnung
Zu unserer Gewissheit in ferner Nähe.
Ja, schreiben wir uns das in Heft
Und bieten den anderen an,
Es uns gleich zu tun.

Die gute Reise*

Guten Gewissens fuhr ich einst
noch nach München nur wegen einer
Portion saurer Lüngerln mit Semmelnknödeln.

*ein „Deutscher Dreizeiler

Curt hat dankenswerter Weise schelmisch mit einem Deutschen Dreizeiler folgendermaßen nachgefragt:

Worin besteht der Unterschied
zwischen einem Besuch der Tante
und Suche nach sauren Lüngerln mit Knödeln?

Manko?

Leider habe ich nicht
Anstand gelernt.

Ich protestiere
gegen Beschlüsse
von Parlamenten.
Ich rufe: „Mappus weg“.
Ich schreie: „Lügenpack“.
Ich verletze
die Bannmeile des Landtags.
Ich bin ein Wutbürger.

Leider habe ich nicht
Anstand gelernt.
Nicht gedient habe ich
als Objekt
des Weggetragenwerdens
bei der Blockade.
Ich habe mein Augenlicht
nicht verloren
beim Angriff der Wasserwerfer.
Ich wurde nur nass.

Ach, leider habe ich nicht
Anstand gelernt.
Ich habe nicht gedient,
hab‘ mich gedrückt
um den Dienst
bei der Bundeswehr.
Anstand habe ich also
nicht gelernt.


Hier die lürische/lyrische Antwort von Petros:

Der Anstand…
1. Da sitzt der Politiker,
Seine Lüge im Anschlag
das Volk zu erlegen!

Der Anstand…
2. Da sind die BürgerInnen
glauben, was er gelernt haben,
Und gehen blind von der Lichtung.

Der Anstand…
3. Misst den Abstand
Zwischen politischem Adelsstand
Und menschlichem Verstand.

Der Anstand…
Welch ein Umstand,
Welch ein Umstand,
Welch ein Umstand.

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