Lyrisches von Helmut Maier

Lyra-Gesang

Dazu wollen gar zu gerne sie
uns bringen am Ende der Metaphern
dass wir freundlich gestehen:
unser poetisches Reich,
nicht sei’s von dieser Welt;
also müsse die Realität,
die todesschwangere,
nicht ihm sich unterwerfen.
Nein, nicht Unterwerfung
verlangt es,
sie wollen’s nicht hören;
auch verlangen will’s nicht,
die Ohren halten Politiker
trotzdem zu:
man verlangt ja so viel von ihnen.
Das ewige Leben empfangen
und Unmögliches doch
für möglich halten;
auch das woll’n sie nicht:
zu viel Anspruch hielten sie
nicht und nimmer mehr aus.
Und sie klatschen erfreut in die Hände,
geben wir’s zu: Es ist nur ein Lied.
Es sagt nicht, wie’s sein kann,
sondern nur, wie’s könnte,
wäre da die Realität nicht,
die unpoetische,
die sie als Dichtung wahrzunehmen
nur bereit sind
zwischen ihren Scheuklappen,
und nicht als Diktum,
obwohl diese beiden Zwillinge sind,
von derselben göttlichen Mutter,
der wohlmeinenden, gnädigen
Mutter.
Wollen wir diese verleugnen?

2 Kommentare

  1. bruni8wortbehagen

    Am Ende aller Metaphern stehen die Scheuklappen und sie sind auch schon wieder eine…

    Helmut, Du sprichst mir aus dem Herzen.
    so sieht es aus und es ist nicht gut undich bezweifle, ob es je gut werden könnte, denn die Menschen ändern sich nicht und der Politikermensch schon gar nicht.

    Liebe Grüße an Dich
    von Bruni

  2. Helmut

    Danke, liebe Bruni! Habermas hilft uns vielleicht zu verstehen, was da in der Merkel-bestimmten europäischen Politik gegenüber Griechenland deutlich wird. Habermas spricht darüber von der „postdemokratischen Einschläferung der Öffentlichkeit“. Wie Recht er hat!
    Dabei – und Habermas nimmt da die derzeitige griechische Regierung aus – „machen ja die Regierungsvertreter …… Entscheidungen technokratisch unter sich aus und verschonen ihre nationalen Öffentlichkeiten mit beunruhigenden Themen.“
    Erhellende Sätze in einem Artikel von Habermas über Merkels Griechenland-Politik. Darin heißt es unter anderem: „Der Kompromiss scheitert nicht an ein paar Milliarden mehr oder weniger, nicht einmal an dieser oder jener Auflage, sondern allein an der griechischen Forderung, der Wirtschaft und der von korrupten Eliten ausgebeuteten Bevölkerung mit einem Schuldenschnitt – oder einer äquivalenten Regelung, beispielsweise einem wachstumsabhängigen Schuldenmoratorium – einen neuen Anfang zu ermöglichen.“
    Bislang scheitere „eine Einigung, an der das Schicksal der Europäischen Union hängt, an der Forderung der Gläubiger, eine Fiktion aufrechtzuerhalten“, die im Lichte ihrer kontraproduktiven Folgen so oder so revidiert werden“ müsse.
    Siehe den ganzen Artikel in der Süddeutschen Zeitung:

    https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/europa-sand-im-getriebe-1.2532119

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