Lyrisches von Helmut Maier

Autor: Helmut (Seite 2 von 291)

Die reale Welt und die (bei den antiken Kelten geglaubte) Anderswelt lassen sich meiner Erfahrung nach mit Lyrik in Beziehung bringen und dadurch neue Welten erschaffen. Dies ist die Grundstimmung, aus der heraus meine Lyrik entsteht. Gerne möchte ich viele Menschen mit meiner Lyrik und verwandten Erfahrungen und dem Austausch über sie, also an diesen Erfahrungen teilhaben lassen. Daher dieses Blog.

Vom Schlappohrle

Ich habe im Amtsblatt der Gemeinde Aichwald unter dem Titel „Schlappohrle“ für die entsprechende Fastnachtsgruppe folgende Mitteilung gelesen: „Jetzt isch die Fasnet scho wieder rom“. Miaßt des net hoißa (wann’s Schwäbisch vom Schurwald sei sott): „Jetz isch dui Fasnet schau widder rom“?
Aber die Fasnachtsgruppe, die keinerlei alte Tradition auf dem Schurwald hat, hat ihren Namen von der SPD-Ortsvereins-Zeitung „Schurwaldklinge“ geklaut, die ein Schlappohrle schon lange vor dem Bestehen der Fasnachtsgruppe in ihrer schwäbisch angehauchten Kolumne „Schlappohrle“ zu aktuellen Themen sprechen ließ. Und die Fasnachtsgruppe hat es, als ich auf den Schurwald zog, jedenfalls in Aichwald noch gar nicht gegeben. Vom Schlappohrle ist allerdings schon länger auf dem Schurwald als Geist die Rede, der beim „Weißen Stein“ die Wanderer in die Irre führte.

Die wahre Idee

Aber ja nicht die Ziele,
wenn du sie noch hast,
aus den Augen verlieren!
Sie mindestens nicht aufgeben
und für unmöglich erklären,
nein, sie sollen leben!

Sie müssen sich doch.
wenn sie gut sich erweisen,
einen Weg finden hin ins Gelingen.

Sie sind ja so wertvoll.
Sie sind ja so zukunftweisend.
Sie müssen doch irgendwann
sich als machbar erweisen.

Denn sie führen zu einem
für alle Menschen wertvollen Leben.
Das alles darf doch nicht untergehen.
Glaube daran!

Imbolc

Hunderttausende von Perlen
bilden die Regentropfen
im Birkengeäst.
Darunter
entsteht schon
der Teppich von Märzenbechern
prächtig als eine Verheißung.


Da und dort wachsen auch schon
die ersten Winterlinge
zwischen den größeren Blättern.
Und es ist heller am Morgen.

S‘ist Imbolc.
S‘ist Lichtmess.

Ich lausche den Stimmen

Ich lausche den Stimmen,
die sich vereinen
mit all jenen,
die einfach keinen Krieg mehr
haben wollen.

Ich lausche den Stimmen,
die andere überzeugen,
dass sie nicht mehr
den Verlockungen
der falschen Sicherheit glauben,
die uns angepriesen werden
mit Waffengewalt.

Ich lausche den Stimmen,
die dann wunderbare Gedichte schreiben,
die uns die besseren Zeiten
nahbringen und nahe legen,
die uns noch heute
umgeben können.

Ich lausche gerne euren Stimmen.

Die hohe Birke

Eine überaus hochgewachsene Birke,
die ich noch nie wirklich
wahrgenommen hatte,
steht gegenüber der Omnibushaltestelle nach Endersbach,
die ich auch selten selber benutze.

Nun fiel sie mir plötzlich auf:
ihr schlanker hoher Wuchs
hing gestern Morgen wohl in einer Eiswolke.
Jedenfalls, als ich da hinkam am Mittag,
erstrahlt er vor dem blauen Himmel
wie eine Mandorla um die Maria:
ganz von weißem Raureif umhüllt.

Ich wollte sie mit dem Handy
nun noch schnell fotografieren,
da kam auch schon der Bus
und ich musste rennen.

Was ich nicht verstehe


Was ich nicht verstehe
und was mir fremd vorkommt,
das lehne ich ab.

Und was ich ablehne,
sollten doch andere
auch ablehnen.

Oder etwa nicht?

Nein, diese Meinung
sollte mir zu denken geben,
sollte mich mindestens fragen:
Warum interessiert mich das nicht?
Oder: Warum schreckt mich das ab?

Verfährt die Bundesregierung auch so?
Oder verfährt sie gar nach dem Prinzip der Cancel Culture?

D’r Reifa

D‘r Reifa uf am Geäscht,
und dia ganz Gegend voll,
des isch a Freid,
ond s‘Leaba isch toll!

Ond en de Däler ond Klenga
rond om d‘r Schurwald rom
isch jeds Geäscht braun.
S‘isch wirklich ned domm!

Ein weißes Wunder

Viele Millionen von Bäumen und Sträuchern,
bezuckert mit Raureif,
mit langen Nadeln, die von dem Geäst
abstanden wie starre Zweigchen,
bestanden den Schurwald
vor ein paar Tagen
hoch über dem Neckartal.

Selten sahen die Leute
hier oben
eine solche Pracht,
die so eine weiße Fläche
als Wunder bescherte.

Heute Morgen erst taute der Reif
schließlich vollkommen ab und
der Himmel wandelte sich
in die gleiche Bläue wieder
wie zuvor.

Gott danken?*

Ach, könnte ich nur einem Gott
dankbar sein fürs Gedichteschreiben:
unbeschwert könnte ich Wort für Wort setzen.

Und sie würden klingen wie aus dem Himmel,
ich wäre frei zu tun nach seinen Gaben.

Ich müsste gar nicht mehr suchen
nach Regeln, die sich schlicht ergäben,
nach Klängen, die sich einfach finden ließen.

Er wäre dann verantwortlich für alles
und müsste dann dafür gerade stehen.

*ein doppelter Achtundzwanziger

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2024 Maier-Lyrik

Theme von Anders NorénHoch ↑