Nur der Haubentaucher
störte das unüberbietbare
Blau des Himmels
vor dem Silberpappelgehölz,
das Kopf stand
auf dem glatten Spiegel
der Donau
vor und nach dem Gewitter
von zwanzig Minuten.
Lyrisches von Helmut Maier
Nur der Haubentaucher
störte das unüberbietbare
Blau des Himmels
vor dem Silberpappelgehölz,
das Kopf stand
auf dem glatten Spiegel
der Donau
vor und nach dem Gewitter
von zwanzig Minuten.
Hochkulturen
Meins wäre eher,
in Zeichenfolgen legen
diese Welt,
als wuchtig sie bewirken
mit dem mächt’gen Wort
der Herrschenden,
die hoch sie türmen
in dem Babylon
der gleichen Sklaven.
Denn Fehler in Archiven lassen sich
verbessern,
doch in dem Urteil,
das ans Leben geht,
sind sie nicht widerruflich.
Ja, es geht rund
bis oben hin,
wo sich die Kreise
konzentrieren
im Schlussstein
eines Trullodaches.
Ja, es geht rund
im Kreise
alles Wiederkehrenden
und Neuen.
Ja, es geht rund,
selbst noch im Dreieck
eines Weltenkonzentrats,
wo sich Menschheitsgeschichte
immer rundet
im Mysterium
des ewig neu beginnenden
Sizilien.
Es rundet sich und schleift
den Kiesel der Vollendung
aus den kantigen Gesprengen
in Ebbe und in Flut
im Kreis der Jahre.
Es schließt sich wohl
der Kreis
des immer neu Beginnens
in dem neuen Öffnen.
Und konzentriert sich so
bis zum gedachten Punkt,
wo alles endet und
wo alles neu sich rundet
im jetzt und jung entstandenen
und stehn’den Bogen.
Fast wird es mir zu schwindlig
von dem vielen Kreisen,
wär‘ nicht der Funke, der
das Lebensrad noch einmal treibt.
Luftig liegt es sich
auf dem Rücken auf dem Ast
des alten Nussbaums.
Grüße schicke ich
hinauf die kahlen Zweige
in blauen Äther.
Unten sind ja doch
die politischen Klagen
nicht gerne gehört.
Die Klagen hab ich
weit ins Blaue geleitet.
Doch es umgibt uns.
Goldgeäst des Vergehens.
Graugeäst der Erfahrung darunter.
Vielleicht bleibt die
im Wort
als Kristallstruktur
der Kommunikations-Tools
im Speicher der Völker.
*Einleitungsgedicht auf meiner alten Website Maier-Lyrik
Die Klippen von Moher
Aphroditisch steigen Klippen aus dem Meer.
Schaumgeboren aus Atlantikwellen.
Um Möwenzinnen lagert Marinblau.
Eisengold in den Felsen glänzt so verlockend.
Grasbüschelweiden für Schafe
grünen über steinernem Elefantenrüssel.
Der säuft Vergessenswasser aus den Tiefen.
Schreiende Vögel umkreisen
Europas Unschuldsgesicht.
Ich werf’ mich hinüber
ins Weite
und komme doch wieder
auf den Punkt.
Ich kreise im Orbit
des Seins und hoffe
nicht zu verglühen
beim Absturz.
Ich lebe im Werden, im Streben
nur verwurzelt
im Mutterboden
der Sammlung.
Herbstblätter vom Vorjahr
ernähren mein Wachsen.
Die Kraft hole ich mir
aus der Ruhe des Winters.
Mein nacktes Zögern
deckt mir der Schnee
der Erlaubnis.
Wohlwollendes Keimen
kündet im Innern
die Hoffnung des Frühlings.
Krokus und Herbstzeitlose,
im Blühwunsch geeint,
trennt der Sommer nur
des Gedeihens.
Unglaublich, die Kraft des Lebens:
Es ist nicht nötig dran zu glauben.
Sie ist ganz einfach da und wirkt beständig.
*ein Achtundzwanziger
Erhebend findet es
der Diktator,
dass es ihm gelingt,
sich zu erheben
über das Volk.
Erhebend finde ich es,
wenn sich das Volk erhebt
gegen die Tyrannen.
Schwer ist es aber,
sich zu erheben
von den voll gefüllten
Fleischtöpfen.
Ach, wie verbogen bist du doch, Zeit:
ich habe dich nie recht verstanden.
Diese Aussage aus einem Gedicht aus älterem Archiv möchte ich dem Text voranstellen, weil mir selber beim Lesen erneut deutlich geworden ist, wie mehrdeutig sie sein kann. Nun das Gedicht selber:
Ach!
Ach, wie verbogen bist du doch, Zeit:
ich habe dich nie recht verstanden.
Du bist nicht verrückt und du bist nicht gescheit;
du verläufst grad so zwischen den Quanten.
Ach, wie gekrümmt bist du leider, du Raum:
wie gekrümmt sind die Leiber, die Buckel.
Du nährst uns und wehrst nicht Visionen und Traum:
doch wir hängen zu sehr noch am Nuckel.
Ihr tut nichts, ihr seid nichts;
ihr seid alte Tanten.
Ach, und ihr seid nichts als rostende Wanten.
Ihr ruht nicht , ihr seid nichts;
ihr lasst uns nur suchen.
Bei euch können Sinn wir und Grund niemals buchen.
Ach, wie verbogen bist du doch, Zeit:
ich habe dich nie recht verstanden.
Du bist nicht verrückt und du bist nicht gescheit;
du verläufst grad so zwischen den Quanten.
Ach, wie gekrümmt bist du leider, du Raum:
wie gekrümmt sind die Leiber, die Buckel.
Du nährst uns und wehrst nicht Visionen und Traum:
doch wir hängen zu sehr noch am Nuckel.
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