Lyrisches von Helmut Maier

Tradition

Wenn mei Großvadder
a Dichder gwea wär,
hedd’r vomma blaua Blaffoo
schdatt vom Hemmel gschrieba
ond dass do wia am Blaffoo
von seiner Wohnschduub
dia schenschde Lamba
ronderhengat am Daag
ond en d’r Nacht
wia’s en d’r Bibel schdoht.

Ond dui Ehrfurcht,
wo er gschbiart hot,
hot sich bei mir
au eigschdellt,
wo i mei elegdrische
Eisabah‘ griagt han:
dui isch a‘drieba worda
durch an Draffoo…

18 Kommentare

  1. Moni

    Hallo Helmut,
    … die armen Nichtschwaben! Da hast Du ihnen aber eine ganz harte Nuss zu knacken gegeben. Übrigens: i be au ganz ehrfirchtig bei d e m Vergleich.
    Einen schönen Tag trotz Regen
    wünscht Dir
    Moni

  2. Helmut

    Ha, do sollat se sich halt a bissale a’schdrenga! 😉

    Danke für Deinen humorvoll ehrfirchdiga Kommentar, liebe Moni.

    Herzlichen Gruß
    Helmut

  3. Quer

    Das braucht kaum Anstrengung, lieber Helmut.

    Deine Ode an die schwäbische Tradition und Sprache gefällt mir!
    Dass bei euch das Himmelsblau so nah verwandt ist mit dem Antriebs-Trafo einer Spielzeugeisenbahn macht den besonderen Reiz des Textes aus.

    Gruss, Brigitte

  4. Helmut

    Du hast den Antrieb zu meinem Gedicht sehr schön durchschaut, liebe Brigitte. Da ist allerdings sehr viel Subjektivität enthalten 🙂 .

    Ganz liebe Grüße
    Helmut

    P.S.: Ein paar Leuten außerhalb des ehemaligen Herzogtums Schwaben/Allemannien hast Du ja schon ein bisschen auf die Sprünge geholfen, hoffe ich.

  5. Flo&Liza

    Haha geil. Ich bin selbst erst ins Schwabenländle gezogen, ich versteh null. Dabei dachte ich, ich finde deutsche Gedichte bei der Google Suche. xD

  6. syntaxia

    Köstlich, köstlich!!
    Das würde ich ja sooo gern hören, wie du es sprichst, Helmut!
    Hast du die Möglichkeit?

    ..grüßt dich syntaxia herzlich

  7. rosadora

    und i erst e mool. wie soll i das denn verstooh, i armes floh. mit dr eiseboo, des hätt ich verstooh,

    schlaf gut
    rosadora

  8. Elke

    Lieber Helmut,

    du weißt um meine Schwäche für deine mundartlichen Gedichte. Ich bin so froh darüber, dass es Autoren wie dich gibt, die diese alte Schreibtradition bewahren und uns „Ausländern“ auf humorvolle und dabei poetische Art ihren jeweiligen Dialekt näher bringen.

    Herzliche Grüße aus Berlin von E.

  9. Helmut

    @Flo&Liza: Danke für den Kommentar. Ein bisschen mehr Anstrengung als „null“ hätte ich schon erwartet – und dass vorher das Gedicht Dorfidylle ( https://www.maierlyrik.de/blog/2010/02/25/dorfidylle/ ) gelesen worden wäre 😉 .
    Blaffoo wird eigentlich Plafond geschrieben; im Sinne von Zimmerdecke würde ich das heute auch nicht mehr gebrauchen. In der Zeit meines Großvaters war das gang und gäbe. Und Trafo hätte man natürlich nie schwäbisch ausgesprochen geschrieben. Früher wurde auch Mundart häufig mit hochsprachlicher Etymologie geschrieben, wenn überhaupt. Also merken: schriftdeutsch ‚p‘ ist in schwäbischer Mundart Oft ‚b‘, ‚t‘ ist ‚d‘: „Sodele, jetzedle, dapferle“ muss man auch als Zugereister bald beherrschen, um eine schließliche Entscheidung einzuleiten, die dann auch „tapfer“ in Angriff genommen werden muss.
    Ist jetzt schon vieles klarer? („Lamba“ sind dann eben ‚Lampen‘, nicht wahr?

    Vorläufig mal einfach einen lieben Gruß; den Gegenbesuch einschließlich Kommentierung schiebe ich noch ein bisschen vor mir her.
    Helmut

    P.S.: Mit wem hatte ich’s eigentlich eher zu tun, mit Flo oder mit Liz?

  10. Helmut

    Auch Euch, Syntaxia, Rosadora und Elke, grüße ich herzlich. Habt Ihr aus meinen Bemerkungen für Flo/Liz etwas entnehmen können?

    Bis später wieder
    Helmut

  11. syntaxia

    Lieber Helmut,
    ich hatte eh schon alles verstanden und von daher keinerlei Fragezeichen! 🙂
    Und die Vertonung ist so klasse, ich lache noch immer..

    ..grüßt dich syntaxia herzlich

  12. Helmut

    Danke!!!
    Das freut mich ja so …

    Liebe Grüße
    Helmut

  13. bruni kantz

    War es Deine eigene Stimme, lieber Helmut?
    Bei Blaffoo mußte ich stark nachdenken, aber der Plafont
    (Himmel eines Zimmers) fiel mir ein …
    Das Schwäbische steckt voller Überraschungen. Obwohl ich des Saarländischen mächtig bin (hm, hm),habe ich große Probleme, andere Dialekte wirklich gut zu verstehen. Wenn man sich dem Witz und dem Augenzwinken stellt, geht es aber ganz gut.
    LG von Bruni

  14. Helmut

    Ja, liebe Bruni, ich habe es selber gesprochen! Eigentlich habe ich lesen natürlich auf Schriftdeutsch gelernt, da heißt es bei der Mundart aufpassen, selbst wenn es die eigene ist. Dabei war ich zuerst versucht, bei Blaffoo die zweite Silbe zu betonen wie beim französischen plafond. Ich glaube aber, dass ich das Schwäbisch des Stuttgarter Umlandes gut getroffen habe. Am Samstag habe ich das Schwäbisch von Thomas Felder, dem großartigen Liedermacher, live gehört: das klingt weit rustikaler. Da würde der Großvadder zum Graosvadder – graos nicht zu verwechseln mit grau oder gar Grausen :-). Thomas Felder ging so weit zu behaupten, er sei „a Mo ond er sei frao,
    frao, dass er a Frau häb (Indikativ: hau; sprich habe, nicht haue“ – also: „I be a Mo ond i be frao, dass e a Frao hau, mo au frao isch, dass d’se mi hau ka …“
    Wenn man das „ao“ wie bei „auch“ spricht (so ist es in Ordnung) und dann schwäbisch auch so schreibt: dass i a Frau hau – dann wird es kompliziert!(weil er sie ja nicht haut, sondern hat …).
    Tja, die Mundart – auf englisch Mouth-Art (bei Öttinger vielleicht schon!)?

    Liebe Grüße und Dank für Deinen Kommentar.
    Helmut

  15. Traveller

    Herrlich ! Ich habe versucht, dein Gedicht für mich laut zu lesen, versucht, mir den Tonfall vorzustellen.
    Und dann hab ich’s auch verstanden. 😉

    Und jetzt überlege ich, welche Farbe der Trafo von unserer Eisenbahn hat…

    lieben Gruß
    Uta

  16. Helmut

    Danke für Dein so intensives Einlassen auf den Text, liebe Uta. Ich grüße Dich herzlich.
    Helmut

  17. litteratte

    Warm, schön warm

  18. Helmut

    … wird’s Dir hoffentlich ums Herz, litteratte? 😉

    Liebe Grüße
    Helmut

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