Lyrisches von Helmut Maier

Amselgesang

Inselwege gehen.
Selbstgewähltes als Insel.
Selber zur Insel erklärte Zuflucht.
Das Flüsschen reiht Erkanntes,
Bekanntes, Bekenntnis gewordenes
aneinander.

Bekanntes, Kennengelerntes,
gibt neues Vergnügen
bei jedem Wiederbegegnen
zur rechten Zeit.

Auf der Wanderung,
also laufend,
begegnen wir Küchenschellen,
veilchengarnierten.
Anstiege aus dem Flusstal
gewähren die Fülle schließlich.
Wo auf der Heimfahrt
sinkt der glühende Sonnenball
hinter die Horizonte?

Isoliert betrachtet:
Vereinzelung.
Trotz allem Eingebundensein
in verwaiste Flughäfen
(keine Kondensstreifen
heute am monochromen Himmel)
und weltweit gelistete
Email-Konten.
Ein Weltbild
im Kopf.

9 Kommentare

  1. Quer

    Feine Inselgedanken und ernste Weltbilder im Kopf.
    Ob die Amsel so unablässig singt, weil sie sich keine solchen Gedanken machen muss…?

    Liebe Sonntagsgrüsse,
    Brigitte

  2. syntaxia

    Gut, dass uns diese isolierten Betrachtungen noch möglich sind, lieber Helmut!
    Sie sind ein schönes Gegengewicht zu den schwerwiegenden anderen.

    Hab einen schönen Sonntag!

    ..grüßt dich Monika

  3. Moni

    Wie schön (nicht im Sinne von „harmlos“), Helmut! Es erstaunt mich immer wieder, was Du mit Deiner Poesie aus einer „ganz normalen“ Wanderung machen kannst. Natur und Tiefgang. Ich habe richtig geschwelgt…

    Liebe Grüße
    Moni

  4. Traveller

    trotz allem, was auf der Welt geschieht, noch die kleinen Freuden sehen und erleben können
    Kraft schöpfen daraus
    das halte ich für ganz wichtig und wertvoll !

    lieben Gruß
    Uta

  5. Helmut

    Ich danke Euch, Brigitte, Monika, Moni und Uta, für die überaus freundlichen Kommentare.

    Herzliche Grüße
    Helmut

  6. ELsa

    Superschön!

    Als ich Montag 10 Stunden lang auf einem (bereits anderen als geplanten) Flughafen festsaß, freute ich mich dennoch irgendwie, wie stark die Erde doch noch ist, wie klein der Mensch…

    Liebe Grüße
    ELsa

  7. Helmut

    … wie stark die Erde – und wie schön!

    Danke, liebe Elsa, und herzliche Grüße
    Helmut

  8. Veit

    Ein ansprechendes Gedicht, das dir da gelungen ist, Helmut! Unter dem Titel ‚Amselgesang‘ hätte ich ein solches nicht vermutet. Der begleitet die Wanderung? Wundervoll in der Natur abschalten, oder halbwegs abschalten zu können, sie mit Dichters Augen zu sehen – die Menschenwelt, von der man Abstand nehmen will, in sie hineinzuholen, um jene Worte ins Internet, zwischen all die E-Mail-Konten, zu posten. Sich dadurch für Momente befreien?

    Gruß

    Veit

  9. Helmut

    Willkommen auf meinem Blog, lieber Veit.
    Der Titel „Amselgesang“ kam mir intuitiv, vor allem, weil ich den sehr melodiös, aber manchmal auch abgehackt in Erinnerung hatte. Lass mich Wikipedia zitieren:

    „Ein hartes und erregt klingendes „tack“, einfach oder gereiht, lässt mitunter auf Unsicherheit und Angst des rufenden Vogels schließen, beispielsweise bei Störung, Prädatorsichtung oder fehlendem Partner. Laut und schnell wiederholt ausgestoßen, ist es das Zeichen höchster Erregung und Alarmbereitschaft, beispielsweise bei Sichtung eines Bodenfeindes. Mit einem nasalen „djück“ warnen Amseln ihre Jungen. Vor allem im Winter wird der gleiche Ruf bei Schlaf- oder Futterplätzen geäußert. Bei wachsender Erregung steigert sich das „djück“ zum bekannten Zetern („dackderrigigigi duck duck“) oder zum „Tixen“ (hohes „tix tix tix“). Dieses Verhalten überträgt sich schnell auf Artgenossen, um beispielsweise Feinde zu vertreiben oder zum gemeinsamen Abflug anzuregen.

    Ein sehr hohes durchdringendes und lautes „ssieh“ (zwischen 9 und 7 kHz abfallend) deutet immer auf einen Flugfeind hin. [6] Jedoch wird dieser Ruf, allgemein ziemlich schwächer, leiser und unschärfer als Freundeslaut speziell unter Partnern geäußert.“

    Vielleicht findest Du davon etwas in meinem Gedicht?

    Gerne komme ich auch einmal auf Deine Seite richtig. Ich habe bisher nur kurz hineingeschaut, mehr aber nicht.

    Bis dann liebe Grüße
    Helmut

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