Lyrisches von Helmut Maier

Monat: November 2010 (Seite 2 von 3)

EZ vom 22.11.2010

Die Esslinger Zeitung titelte neulich so: „Gegner und Befürworter gingen auf die Straße – Demonstrationen in der Innenstadt mit mehreren tausend Menschen verliefen friedlich“.
Wer könnte dabei vermuten, dass das Verhältnis der Zahlen 1 500 Personen (bei den Befürwortern von Stuttgart 21) zu 10 000 (bei den Gegnern von Stuttgart 21) war?

So klassisch* isch’s Schwäbische

En ama Krätta**
sen normalerweis Epf’l dren oder Biara
on du fendasch au net do beim Schdiara
(au em Advent) koi Lametta²

* Eigentlich – entsprechend der Aussprache: ‚glassisch‘
**Eigentlich – entsprechend der Aussprache: ‚Grädda‘ (die Schreibweise ‚Krätta‘ soll es ermöglichen, die Verwandtschaft mit Lateinisch ‚crates’= Englisch ‚crate‘ zu erkennen …)
² Beispiel für die schwäbische doppelte Verneinung (‚koi Lametta net‘), die nur eine Verstärkung der Verneinung bedeutet (wie – glaube ich – im Altgriechischen) und nicht wie in der Logik eine Bejahung.

Schlussphase eines Planspiels

Wir sind am Zug.
Wir ziehen das Bakschisch
für das Falschspiel zurück:
die Magistrale Paris-Bratislava
habt ihr uns versprochen.
Das wird uns zu teuer,
die staatliche Fürsorge
uns zu erkaufen,
dass die Reisenden unter uns
durchrauschen können.

Wir wehklagen
euch an, Grube, Ramsauer, Merkle,
der Bestechlichkeit
(ihr steckt sie ein,
die Wohltaten
durch die Landesregierung)
in Tateinheit mit Beihilfe
zur Körperverletzung
im Amt.
Im Ernst:
Wir spielen jetzt
nicht mehr mit.

Tarnung

Wenn Hürden aufgebaut sind:
„Hier nicht weiter, mein Kind“
– nur um zu erreichen,
dass wir erbleichen
und uns dann schleichen …
Dann reiben sie sich die Hände,
die ungestört bleiben wollen
und hinter die vorgeschobenen Wände
sich verziehen zu ihren Orgien, den tollen,
denen wir ja nicht beiwohnen sollen.

Kommentargedicht zu Barbaras „Oft nur fauler Zauber“

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