Lyrisches von Helmut Maier

Zeitenwende

In einer Vorschau der tazzwei auf Seite 13 der taz vom Montag, dem 28. Dezember 2009 heißt es:
In der Nacht zum Freitag beginnt ein neues Jahrzehnt.“

T u t  es das?

Schon beim Beginn des dritten Millenniums unserer Zeitrechnung war der Streit groß, ob dies am 1.1.2000 oder erst am 1.1.2001 anfange. Mathematisch gesehen war nach dem fiktiven Geburtstermin Jesu ein Jahr vergangen (das Jahr 1 nach Chr.), als das Jahr 2 begann. Entsprechend waren zwei Jahrtausende erst vergangen, als das zweitausendste Jahr um war, also um Mitternacht am 31.12.2000. Aber die Faszination der drei Nullen bei 2000 ließ die Menschen allerorten den Jahreswechsel 1999/2000 als Beginn des dritten Millenniums feiern. Entsprechend wären jetzt seit diesem Zeitpunkt 10 Jahre vergangen und ein neues Jahrzehnt stünde vor der Tür.

Aber wann beginnt ein Jahr?
Beginnt es, wenn eine neue Jahreszahl geschrieben wird?
Fängt es da an, wo die Tage wieder länger zu werden beginnen nach der Wintersonnwende?
Warum gilt uns nicht der Beginn des Kirchenjahres als der Aufbruch in eine neue Einheit, nach der wir uns richten?
Und wäre es nicht sinnvoll, uns jede Sekunde als den Beginn eines neu vor uns liegenden Jahres bewusst zu machen – so wie wir das mit dem Geburtstag als dem Beginn eines neuen Lebensjahres tun?

Feiern wir also Neujahr als  d e n  einzig gültigen Beginn eines neuen Jahres und dieses Mal auch (fälschlicherweise?) als den Beginn eines neuen Jahrzehnts?

Zu diesem Fragenkomplex habe ich das folgende Gedicht geschrieben:

Zeitenwende

Einstieg, Übergang, Fortgang.
Beschwer. Unsicher. Hoffnung.
Wiederholung oder Neubeginn?
Die selben Herzschläge wie immer.
Göttin sei Dank!
Das Blut läuft durch die Adern.
Gliedmaßen ordnen ihre Bewegungen
den Möglichkeiten unter.
Werden innere Gesichte
von Wandlung?
Aufbruch,
wo der Verband
zusammenhalten sollte?
Die glücklichen Schritte des Kleinkinds:
Näher komm ich dem Ziel
aus eigener Kraft.
Tänzelnde Zuversicht:
Enttäuschung
ist nur ein Verschieben
von Möglichkeiten.
Der Opa macht Hoppereiter
und die Vertrautheit,
sie wächst.
Und das Neue wächst.
Und das Alte wächst.
Und die Zusammenhänge
ordnen sich.
Und es gibt mehr Gelegenheiten
als die ergriffenen.
Die meisten liegen dahinten.
Nimmer ergeben sie sich
auf die gleiche Weise.
Aber was tut das
zur Sache?
Greif zu!

Nun habe ich also meinen ersten Beitrag nach der BLOGPAUSE schon  v o r  Neujahr im Blog  eingesetzt und beginne damit gewissermaßen mein neues Blogjahr 🙂 . Dafür ist der nächste Beitrag (und der erste im neuen Kalenderjahr 😉 ) vermutlich (!) erst am 3. oder 4. Januar zu erwarten.

19 Kommentare

  1. syntaxia

    Es ist gut, dass du die Zeilen eingesetzt hast, lieber Helmut. Ich freue mich!
    Da wünsche ich dir, dass du immer wieder selbst die Gelegenheit erkennst und zugreifst! 🙂

    Alles Liebe für dich!
    ..grüßt Monika

  2. Helmut

    Ich danke Dir, liebe Monika, und freue mich, wenn immer wieder ein Neuanfang gelingt.

    Liebe Neujahrsgrüße
    Helmut

  3. Dieter

    Lieber Helmut!
    Deine Verse gefallen mir gut – sie sind sehr treffend
    und ich kann mich damit identifizieren!
    Dir und Deiner Familie einen guten Rutsch und ein vor allem gesundes 2010 – alles Andere lässt sich richten!
    Herzliche Grüsse
    Dieter.

  4. ahora

    Zeitenwende!
    Zeitenwende verschlafen, nicht nur Silvester – das solls öfter geben.

    Lieber Helmut, ich wünsche Dir von ganzem Herzen, Dir und Deiner Familie,
    ein gutes neues Jahr.

    Liebe Grüße
    Barbara

  5. Anna-Lena

    Schön, dass du deine Blogpause mit diesen schönen Zeilen beendet hast.

    Komm gut ins neue Jahr, auf dass es ein wunderbares wird.

    Mit Gruß
    Anna-Lena

  6. Petros

    Lieber Helmut,
    dir und deinen Lieben alles Gute für 2010.
    Gruß
    Petros

  7. Quer

    Auch ich wünsche dir einen glücklichen Start in ein richtig gutes 2010, das „mehr Gelegenheiten als die ergriffenen“ bietet, von denen wir hoffentlich überlegten Gebrauch machen und eine gute Wahl treffen!

    Liebe Grüsse,
    Brigitte

  8. Helmut

    Ich danke Euch sehr, Dieter, Barbara, Anna-Lena, Petros und Brigitte. Dass 2010 Euch einmal gut in Erinnerung bleiben möge!

    Liebe Grüße
    Helmut

  9. Anguane

    Lieber Helmut,

    greif zu! Das wünsche ich Dir für das neue Jahr: Greif zu und ergreif möglichst viele Sterne…auch, wenn das Astronomiejahr heute zu Ende geht!

    Eine schöne Wende
    LG
    Anguane

  10. Helmut

    Ich danke auch Dir, liebe Anguane. Gut dass ich an das mit dem Astronomiejahr wieder erinnert worden bin. Ich werde heute Nacht besonders aufmerksam zum Himmel blicken 😉 .

    Liebe Grüße und komm‘ gut rüber ins neue Kalenderjahr, das Dir viel Freude machen soll.

    Helmut

  11. manacur

    Seltsam, wenn man darüber nachdenkt.
    Als Novembergeborener war offensichtlich das erste Jahr für mich erstaunlich kurz 😉

    Ganz lieben Gruß und alles Gute für Dich und die Deinen
    Curt

  12. Helmut

    Alles Gute auch für Dich, lieber Curt.
    Vom Halloween aus gesehen hast Du das erste Jahr ziemlich voll ausgeschöpft! 😉

    Liebe Grüße
    Helmut

  13. Gedankenpflug

    Das Alte wächst mit dem Neuen – ein sehr schöner Gedanke.
    Frohes neues Jahr!

  14. LadyArt

    Lieber Helmut,

    ein wunderschönes Gedicht – es trifft mich schlichtweg mitten ins Herz und Deine Gedanken vorab zum Beginn des Jahres fassen noch einmal zusammen, was mich auch bewegte, als die Nacht der Wintersonnenwende immer näher rückte. Da sah ich diese wunderbare Dokumentation über Stonehenge und Prof. Pearsons sensationelle Funde. Mir gingen die Augen über ( 🙂 !!!).
    Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute und vor allem Gesundheit zum Neuen Jahr…

    Gabriele

  15. Elke K.

    Dein Gedicht schafft es, die ganz persönliche Ebene mit der gesellschaftlichen und philosophischen zu verbinden, und dies nicht aufgesetzt. So gewinnt es eine Allgemeingültigkeit und entdeckt uns erneut ein Stück Helmut`scher und eigener Denk-und Lebensweise.

    Was für ein gelungener Einstieg in das neue Lyrikjahr!
    Möge es für dich voller Kreativität sein,

    herzlichst, E.

  16. bruni kantz

    Die Wiederholung des jährliches Neubeginns!
    Belassen wir es bei den 12 Monaten, die vergehen und in Lachen und Krachen (schreibt Petros) ihr Ende finden, dann wissen wir ganz genau, daß diese Zwölf neu erstehen, bevor sie dann wieder aufs Neue vergehen. Eine Regelmäßigkeit, an die wir uns halten können.

    Die Zeiten haben sich gewendet und doch finden wir sie, die Göttin, denn sie lebt. Ihre Gestalt wandelt sich im Laufe der Monate und das ist gut so.

    LG von Bruni

  17. Helmut

    Eine schönere Aufnahme meines Gedichts kann ich mir nicht vorstellen, Ihr Lieben. Alt und Neu im gemeinsamen Wachsen gewürdigt, ein Text, der schlichtweg ins Herz trifft und als gelungener Einstieg in das neue Lyrikjahr gesehen wird, ein Kommentar, der die Göttin preist. Was wollte ich mir noch mehr wünschen?

    Vielen Dank Euch, Matthias, Gabriele, Elke und Bruni, auch für gute Wünsche, die an Euch alle zurückgehen und wiederwirken sollen.

    Ganz herzliche Grüße
    Helmut

  18. traveller

    Überlegungen zum Neubeginn – die stellen anscheinend gerade verschiedene Menschen an. Muss an der Jahreszeit liegen. 😉

    Deine Zeilen sind berührend und nachdenklich machend.
    „Greif zu!“ – was für eine gute Aufforderung. Ergreifen wir Gelegenheiten, packen wir Neues an. Und zwar nicht nur am 1. Januar, sondern an jedem Tag, an dem sich ein Beginn auftut.

    Lieben Gruß und alle guten Wünsche für die kommende Zeit
    Uta

  19. Helmut

    Und jeden Tag ein Neubeginn – oder die Fortsetzung von etwas Schönem 🙂 :
    Das wünsche ich Dir und uns allen
    Helmut

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