Lyrisches von Helmut Maier

Tag: 19. September 2010

Räumung der Zeltstadt gegen Stuttgart 21

Meldung der Parkschützer:

Stuttgart, 19.9., 7:35: Massive Polizeikräfte aus ganz Süddeutschland haben eine im Stuttgarter Schlossgarten gestern Nachmittag entstandene Zeltstadt aus über 200 Zelten gegen Stuttgart 21 zum Teil zweireihig mit Mannschaftswagen umstellt und beginnen mit der Räumung. Die Polizei hat auch Kräfte zur Räumung der vier Baumbesetzungen von Robin Wood und den Parkschützern vor Ort.

“Diese Machtdemonstration gegenüber den absolut friedlichen Aktivisten gegen Stuttgart 21 an einem Sonntag Morgen spiegelt die Angst der Politik vor ihren Wählern wider”, sagt Fritz Mielert, stellvertretender Pressesprecher der Parkschützer. “Das Projekt ist mit über 10 Jahre alten Planungen technisch – wenn überhaupt – sehr schwer beherrschbar, verkehrstechnisch ein immenser Rückschritt für den gesamten Südwesten, ökologisch eine Katastrophe, städtebauerisch absolut unnötig und finanziell ein Desaster für ganz Deutschland. Hier zeigt sich, wie wenig die Politik – insbesondere Ministerpräsident Mappus, Finanzminister Schäuble und Verkehrsminister Ramsauer an Lösungen arbeiten, die der Bevölkerung dienen.”

7.42: Meldung von Robin Wood:

Es kommt zu recht rabiaten Szenen seitens der Polizei, ein Protestierender wird nicht weggetragen sondern verknüppelt.

7.51: Meldung von „Bei Abriss Aufstand“

Zeltstadt bis auf „zeltartige Konstruktion“ eines Hungerstreikers komplett verschwunden.

Marsch

Wie weit auch das Auge blicket:
nur Ruinen ringsumher.
Ach, sie wolln, dass ihr euch bücket.
Schultern tragen ach so schwer.

Dem Zwang werden wir weichen.
Doch mächtig sind die Zeichen
der Zeit.

Und wenn sie dann Bäume fällen,
altehrwürdig in dem Park,
werden wir dann doch am hellen
Tag noch so voll Hoffnung stark

demonstriern gegen das Unheil,
das auch dann noch kommen mag?
Haben wir dann auch noch Anteil
an der Hoffnung neuem Tag?

Dem Zwang werden wir weichen.
Doch mächtig sind die Zeichen
der Zeit.

Ach, wer kämpft, der kann verlieren,
wer’s nicht tut, der hat ja schon
aufgegeben zu marschieren,
kennt nur noch den Trauerton.

Dem Zwang werden wir weichen.
Doch mächtig sind die Zeichen
der Zeit.

Nein, es muss doch weiter streiten,
wer nicht ganz verlieren will.
Vorwärts müssen wir doch schreiten,
gegen allen Overkill.

Dem Zwang werden wir weichen.
Doch mächtig sind die Zeichen
der Zeit.

© 2024 Maier-Lyrik

Theme von Anders NorénHoch ↑