Lyrisches von Helmut Maier

Ein Warteraum wird Wunderbaum



Fenster können schwarze Wolken durchscheinen lassen
oder Wunder zeigen.
Ob in der Luxuswohnung oder im Warteraum.
Diesmal im Krankenhaus:
Der Warteraum hat viele Fenster.
Kühl oder sogar kalt schaut es herein,
wenn überhaupt.
Mehrere Fenster sind aus Milchglas.
Nur zwei lassen das Außere herein.

Davon zeigt das eine Gestrüpp draußen.
Dasjenige aber ganz links hat eine kleine Scheibe,
das ein Stück Himmel zeigt
zwischen grünen Tannenzweigen.
Und dieser Himmel:
in der Scheibe darüber nur Grau
oder auch ein bisschen Weiß,
aber kühl, sogar kalt.
Aber diese eine Scheibe
strahlt zwischen den grünen Zweigen
so hell und leuchtend, durchscheinend bis ins Herz:
ein Tiefblau, nicht gar wohl zu beschreiben,
würde Mörike schreiben,
oder ich:
„voller tiefem Licht“
und die Zweige dazwischen
wie ein Wunderbaum!

4 Kommentare

  1. quersatzein

    Oh ist das tröstlich und schön: diese kleine Scheibe, die den Himmel herein lässt, im ansonsten kahlen und bedrückenden Ambiente.
    Deine Zeilen stimmen trotz aller Tristesse der Situation hoffnungsfroh.
    Lieben Gruss,
    Brigitte

  2. Helmut

    Liebe Brigitte,

    hab vielen herzlichen Dank für deine schöne Antwort. Vielleicht habe ich die Tristesse in der Situation ein wenig übertrieben, um das Leuchten aus der Scheibe deutlicher werden zu lassen, aber es stimmt im Wesentlichen schon für diesen Wartesaal, der nun eben gar nicht eine schöne Wartezeit ermöglichte.

    Vielen Dank für die Einfühlung
    und herzliche Grüße
    Helmut

  3. Syntaxia

    Deine Zeilen erinnern mich an meine Zeit im Krankenhaus in Freudenstadt. Allein mit Schmerzen und voller Angst vor dem was kommen mag, gab es da das große Fenster im 3 Stock, aus dem ich ganz nah die Wolken am blauen Himmel ziehen sah. Das war ein Trost, der mir bis heute sofort gegenwärtig wird, wenn ich mich erinnere.

    Ich hoffe, deine Wartezeit hat sich gut entwickelt und du bist wohlauf. Oder die/den es mit der Wartezeit betraf.

    Liebe Grüße,
    Syntaxia

  4. Helmut

    Ich hoffe, liebe Syntaxia, dass es doch eine gute Erinnerung bleibt, die dir da in die Gedanken kam mit meinen Zeilen. Es hat ja auch mit „Hoffnung“ zu tun: die Wolken, die du so nah am blauen Himmel ziehen sahst!

    Ganz liebe Grüße
    Helmut

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