Lyrisches von Helmut Maier

Monat: Januar 2023

Noch nicht ganz*

Noch ist nicht Lichtmess, nicht Imbolc.
Doch das Fest des Lichts ist nicht mehr weit.
Heut‘ Abend war der Himmel zuerst in grau.

Dann aber überzog ein Violett
den ganzen Abendhimmel.

*ein Janka

Aufgehellt*

Die dunkle Baumgeästgrafik,
aufgehellt durch weiße Schneeflächen,
steht vor dem grau-weißen Himmelsgewölbe.

Was will mir das nun wohl sagen
nach der Wärme des Dezembers?

*ein Janka

In fremden Gefilden

In diesen Zeiten
möchte ich mir vorstellen,
ein Migrant zu sein.
Ein wenig bin ich es schon:

Ich wohne nicht an meinem
Geburtsort
mehr.
Eigentlich bin ich fremd hier,
aber einigermaßen
anerkannt wohl.
Aber ich war im Staatsdienst,
also versetzbar.

Aber ich möchte mich einfühlen
in eine*n,
die oder der
aus einem fremden Land kommt.
Nein, sein oder (womöglich auch:) ihr Schicksal
will ich wohl nicht,
aber nachfühlen, wie es ihr oder ihm
geht in einem fremden Land.

Ich bin bestürzt, wenn ich höre:
Die sind doch Fremde hier,
sollen sich nicht so haben,
müssen sich eben anpassen!
Eben?

Geflohen aus schöner Heimat
oder grässlichen Verhältnissen
oder einfach aus Hunger,
aus purer Armut,

wie einst die Deutschen,
die flohen nach Amerika.
Ach, wenn ich es ihnen
nachfühlen könnte,
wenn sie Nachzug
fürchten. Sie wissen’s
wohl „besser“?

Und hier: die Deutschen,
die auch Nachzug fürchten,
die auch verachten, wer anders
gar ist als sie selber
oder in einem demokratischen Land
ihre Rechte in Angriff genommen werden?

Ach, ich möchte das alles nicht,
bin traurig nur, wenn solche
auf „Heimat“ pochen,
auf das, was mir selbst
neu gegeben,
und jenen Migranten
vielleicht doch auch schon?

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