Lyrisches von Helmut Maier

Gebetsfahne im Wind

Aus Urzeiten heraus,
in Urzeiten hinein,
im Gleichgewicht
Atmen der Tiere und Pflanzen,
im Tanz der Mikroben und
der Kristalle.

Nano-Leben erblüht
in der Stadt-Architektur
und in den Tropfsteinhöhlen.
Ruinen erleben das Leben.

Erinnern, eräußern,
gerinnen und lösen,
aus sich heraus gehen,
sich äußern,
schöpferisch sterben
und leben,
außer sich sein.

Im Atmen sich äußern
und innern,
im Verschlingen und Schaffen
überleben.
Den Vertrag
werd ich gewahr.
Meinen Forderungen
kommt er entgegen.
Ich vertrau ihm.

16 Kommentare

  1. Anna-Lena

    Der Weg aus der Urzeit in die Urzeit ist ein bemerkenswerter, durch Höhen und Tiefen, durch Leben und Tod, Anfang und Ende.
    Wir können darauf vertrauen, dass sich der Kreis immer wieder schließt.

    Bemerkenswerte Zeilen, lieber Helmut.
    Mit Gruß ins Wochenende,
    Anna-Lena

  2. Helmut

    Danke für das Mitgehen im Text bzw. in der Thematik, liebe Anna-Lena. Ja, das Vertrauen ist eine sehr hilfreiche Angelegenheit.

    Herzlichen Gruß
    Helmut

  3. Quer

    Poesie und Gebet in einem – schön verwebt. Einzig hinter „schöpferisch sterben“ mache ich ein grosses Fragezeichen. Sterben ist für mich nicht schöpferisch, nie und nimmer!

    Liebe Grüsse in den strahlend schönen Sonntag,
    Brigitte

  4. Helmut

    Ich glaube, dass Sterben auch eine großartige Möglichkeit ist, dem Kreislauf des Lebens im Ganzen zu entsprechen. Es kann natürlich – und das ist wahrscheinlich leider der häufig erfahrene Fall – auch etwas schrecklich Grausames und Unverarbeitbares sein, was furchtbares Leid und Leiden mit sich bringt. Aber was wäre die Welt für ein trostloses Jammertal, wenn kein neues Leben mehr Platz fände, weil alles schon belegt ist?

    Jedenfalls hast Du die Problematik ins Spiel gebracht, dass Tod nicht durchweg der Normalfall sein kann, welcher der Erfahrung entspricht, alt und lebenssatt das Einzelleben in die Hand des ewig waltenden Seins zu legen, sondern zu oft den Gegensatz zum Leben darstellt. Danke dafür, liebe Brigitte,

    und liebe Grüße
    Helmut

  5. Moni

    Lieber Helmut,

    der Titel passt so gut zu diesem gewaltigen Text – die Gebetsfahne im Wind(hauch) als Symbol für den immerwährenden Kreislauf…
    Es ist schön, den Tod in diesen Kreislauf eingebettet zu erkennen, aber oft „weiß“ man das erst viel, viel später…

    Viele Grüße in den Sonnen-Sonntag!
    Moni

  6. Rachel

    Lieber Helmut,

    ich bin begeistert, dein Text regt zum Nachdenken an, sehr sogar…

    herzlichst, Rachel

  7. Traveller

    faszinierend, wie du mit den Worten arbeitest
    wie du ein Bild malst, dass den ewigen Kreislauf zeigt
    dass Gegensätze vereint und miteinander in Harmonie bringt

    lieben Gruß
    Uta

  8. Helmut

    Liebe Moni,
    Vielen Dank für Deine Würdigung des Textes.

    Liebe Rachel,
    Dann hat der Text seine Berechtigung gefunden.

    Liebe Uta,
    Auch Deine Würdigung hat mich gefreut. Wegen der Vereinigung von Gegensätzen werde ich ja hoffentlich nicht der Rabulistik beschuldigt 😉 .

    Euch allen liebe Grüße
    Helmut

  9. Rachel

    … ich bin nochmals da, lächel, dein Text hat was…vor allem überlege ich noch immer über dieses *außer sich sein* – das ist toll und oft so wirklich…
    lieber Helmut, also echt, ein sehr guter Gedankentext!!!!

    herzlichst, Rachel

  10. Helmut

    Ja, liebe Rachel, Innerlichkeit kommt immer gut an – das Außersichsein hat’s doch auch mal verdient, gepriesen zu werden 😉

    Liebe Grüße
    Helmut

  11. bruni kantz

    was denkst du denn, wie schöpferisches Sterben sein könnte? Da mußt Du mir mal auf die Sprünge helfen, lieber Helmut.

    Im Atmen sich äußern
    und innern,

    Hier stimme ich voll und ganz mit Dir überein. Das unauffällige und höchst wichtige Atmen, das uns nach außen trägt und uns den Weg ins Innere zeigt. Wir müssen es nur bemerken, wir müssen auf uns und unseren Atem achten. Wir müssen uns selbst unser Interesse an uns selbst zeigen. Unser Atem ist unser Leben. Sind wir eins mit dem Atmen, sind wir eins mit uns selbst und fähig zu leben. die Fähigkeit zu leben trägt die Fähigkeit des Sterbens in sich.
    Heißt Sterben nicht auch Verwandlung? Ist die Verwandlung nicht notwendig, um zu überleben?
    Lieber Gruß von Bruni

  12. Helmut

    Mir scheint, Du hast Dir schon selber auf die Sprünge geholfen, liebe Bruni (obwohl es sicherlich auch noch weitere Sprungmöglichkeiten gibt, nehme ich an …) 😉
    Und hast Du meinen Austausch dazu mit Brigitte Fuchs gelesen?

    Danke für Deinen meditativen Kommentar
    und liebe Grüße
    Helmut

  13. ELsa

    Ohja, lieber Helmut, im Atmen …

    Ich bin begeistert von deinen Zeilen, chapeau!

    LG
    ELsa

  14. Helmut

    Recht herzlichen Dank für Deine Würdigung, liebe Elsa.

    Ich grüße Dich herzlich
    Helmut

  15. bruni kantz

    Na, da bin ich ja nicht alleine über das schöpferische Sterbern gestolpert.

    Den bekannten Weg (das Leben) verlassen zu müssen und im doch Unbekannten anzukommen, untergräbt das Schöpferische. Sterben gehört zum Leben, wir wissen es wohl und doch kommt erst mal das Ende, das Aus für das, was vorher immer war. Unbegreiflich für uns Menschen, obwohl wir es andauernd erleben.

    Lieber Gruß von Bruni

  16. Helmut

    Liebe Bruni,

    Ist das Leben immer das Bekannte? Urlaub zu machen ist vielleicht eine der Möglichkeiten, das immer wieder auf positive Weise in Frage zu stellen und das unbekannte, vielleicht sogar unbegreifliche Leben zu entdecken.

    Danke für Deinen neuerlichen Kommentar und liebe Grüße
    Helmut

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2024 Maier-Lyrik

Theme von Anders NorénHoch ↑