Wieder steh ich im Park.
Mitten während des Tribunals
in der Alten Feuerwache
nach einem Jahr.
Ich habe noch einen Sitzplatz ergattert
auf der Empore.
Ich stehe im Park.
Ich gehe entlang der Polizeikette
zwischen den altehrwürdigen Bäumen.
Man lässt mich nicht dahin,
wo viele Demonstrierende
sich tummeln.
Wie viele derer
sitzen unten im Saal heute
oder stehen am Rednerpult,
klagen an.
Ich beklage mich:
Da sind doch viele andere Menschen.
Warum kann ich nicht da hin?
Keine Antwort.
Die Polizeikette steht
wie damals vor dem Bauzaun
beim Abriss des Nordflügels.
Heute sind wir im Park
und schützen die Bäume
vor den Sägen.
Ich gehe an der Kette
entlang. Irgendwann
endet sie
mitten im Park. Von irgendwoher
weit weg höre ich
eine Lautsprecherdurchsage,
höre Trillerpfeifen anbrüllen
gegen die Polizeiworte.
Ich greife nach meiner Trillerpfeife,
beteilige mich an dem Lärm
wie beim Schwabenstreich.
Die Polizeiworte verstehe ich nicht.
Vorbei an dem letzten Polizisten
mitten im Park gehe ich
hinter der Polizeikette zurück
zu der Stelle des Verbots,
bin im verbotenen Teil des Parks,
sehe die Menschen entgegentreten
einer neuen Hundertschaft Polizisten
auf dem Asphaltweg. Da finde ich mich
untergehakt in einer Menschenkette,
die sich den Heranmarschierenden
entgegenstellt, sie zum Halten bringt.
Grimmige Blicke von beiden Seiten.
Wir lassen sie nicht da hin,
wo die Polizeiworte untergehen
im Pfeifen und Schreien.
Lange stehen wir so,
von immer mehr Menschen im Rücken
bestärkt: No pasaran!
Dort, wo sie nicht hinkommen,
dort aber findet das statt,
was den Schwarzen Donnerstag ausmacht.
Was ich wieder höre von den Zeugen
im Tribunal: Wasserwerfer und Reizgas,
Tränengas unter die Planen gesprüht
aus tragbaren Behältern.
Erst nachher sehe ich die Menschen,
denen die tränenden Augen
ausgewaschen werden.
Jetzt höre ich wieder von ihnen,
wie Wasserstrahlen sie umwarfen,
wie ihre Augen verätzt wurden.
Vor einem Jahr
zieht sich die Hundertschaft uns gegenüber
in einen Kreis Hamburger Gitter zurück.
Aber deswegen geschieht es doch,
was Menschen erblinden lässt,
blindwütig aus dem Weg der Wasserwerfer
und der Baumaschinen geprügelt,
von Wasserstrahlen beschossen,
die stärker noch sind
als die Knüppel in den Händen
einzelner Polizisten.
Ich stehe im Park,
von dem ein Teil eingezäunt wird,
wo später die Bäume fallen,
eine Zone, eingezäunt wie ein Ghetto,
errichtet von Polizisten
die sich an der Seite vorbei
an protestierenden Menschen
doch durchgemogelt haben.
Keiner wird angegriffen
aus der Menge:
„Dem Zwang werden wir weichen.
Doch mächtig sind die Zeichen
der Zeit.“
Doch mitten im Park sind nur noch
Massen von Menschen,
die keine Uniformen tragen,
jeder ein Einzelwesen
als solches erkenntlich.
Nass werden viele,
nass werde auch ich
weit entfernt von den Wasserwerfern,
vom Nabel abwärts
nicht von einem über die Köpfe gesprühten Strahl
werde ich nass,
in jener Höhe, wo näher beim Wasserwerfer
Menschen sich widersetzen
durchs Sitzen und an den Köpfen
getroffen werden.
All das höre ich wieder
von den Zeugen.
Dazu noch, dass Bäume rechtswidrig
gefällt wurden. Dass so viele
Polizisten anwesend waren,
dass damit der ganze geplante
Bauplatz hätte gerodet werden können,
auch rechtswidrig zwar, aber im Namen
der Macht,
wären nicht Tausende dagewesen
von Protestierenden
im Park: No pasaran!