Lyrisches von Helmut Maier

Monat: Mai 2021

Der Bär spricht


Wenn ich mal sterbe,
will ich als Bär sterben,
will alle Kraft in Kraftvolles stecken,
will dann aber loslassen dürfen,
das Los annehmen zu verschwinden,
ohne mich zu verlieren.

Ich will der Bär sein,
der einfach da ist,
auch wenn die Gesellschaft
ihn misstrauisch betrachtet
und will aber dieses Misstrauen
besänftigen – und wenn möglich
die Freundschaft mit der
Gesellschaft aufgebaut wissen.

Ich will die Donau entlang
fahren und Donau sein,
ganz bärig mich diesem Fluss
hingeben in das große Revier
der Völker und Nationen.

Ach, streut meine Asche
in Neckar und Donau,
damit sie in beide Meere
hintreibe, in beide Richtungen
der Wasserscheide,
und freut euch
über meinen Tod
mehr als dass ihr weint,
weil ich ja ankomme im Meer.

Und bis es so weit ist,
will ich als Bär nicht in der Hängematte
liegen, selbst wenn ich wenig aus
dem Haus komme.
Ich will aber „Ent-bärung“
nicht leiden.

Aus viel älterem Archiv: Bärentag

Zugedachtes wohl tragen,
es als Einladung sehen
können,
aber auch sagen:
Ich lass‘ es –
wenn es denn niederzudrücken droht.

Die Spur gehen des Bären.
Donau sein
und sich weiten.
Oder sich entlang der Donau
tragen lassen
auf einem Fahrrad.

Am Bärentag
nicht faul auf der Bahre liegen.
Jedenfalls Ent-Bärung
nicht leiden.

Annäherung an die Bretagne

Dich,
Land der Menschen
und der großen Steine,
habe ich aufgesucht
und finde mich willkommen,
empfange Eier
und Tomaten als Gastgeschenk
und hol mir Brot und Wein.

Schon lass‘ ich mich
in deinen linden Sommer fallen
in weiches Rasengras,
wo kühle Lüftchen
meine heißgewordne Haut berühren
und liebkosen.

Ich suche mich
dir sacht zu nähern
und
ich will dich kennen.

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