Maier-Lyrik

Lyrisches von Helmut Maier

Das Schiff

Das Schiff legt in Zypern ab,
soll in Gaza Rettung bringen.
Wird es gelingen?
Ich glaube zwar: nein.
Aber versucht werden muss es gewiss.
Was bleibt sonst noch für eine Chance?
Der Staat Israel muss sich schämen.

Frieden

Frieden. Frieden.
Wir haben ja schon so viel Frieden gehabt,
bekommen, erhalten.
Erhalten wir ihn?

Dadurch sind wir nach Rügen gekommen.
Dadurch haben wir schöne Zeiten erlebt.
Dadurch haben wir großartige Zeiten erlebt.

Und wir meinen, nur durch Waffen
könnten wir uns Frieden erhalten?
Welch ein Riesen-Irrsinn.

Kriege

Es gab doch immer schon Kriege,
sagt so mancher (und manche).
Ja, und König*innen auch.
Aber überall? Und zurecht?

Nein, Kriege darf es nicht mehr geben.
Es sterben doch zu viele Leute
und um so eine*n ist es doch viel zu schade.
Sie/er ist doch ein Mensch
und kein Sklave.

Und wissen wir‘s nicht?
Kriege bringen nur Leid
und keine Lösungen!

Ich möchte ja

Ich möchte ja so gerne …
Doch ist’s in weiter Ferne …
Mir geht es recht beschissen.
Was will man da noch tun
und sagen?

Doch treibt mich das Gewissen:
Du musst.
Du kannst ja eigentlich.
Was soll dich daran hindern?
Na, also : Gleich mal anfangen!
Das wird dein Leid gleich lindern.

Na, also siehst du jetzt:
Es geht doch. Also tu’s!
Das ist gewiss kein Schmus!

Na, wenigstens mal ein Gedicht.
Und schon ist Licht!

Wolkiges

Ach, was waren Wolken doch ewas Geheimnisvolles früher!
Haben sich nicht Verstorbene heimlich dahinter verborgen
und beobachtet, was die Leute da unten so trieben?
Haben sich Verliebte nicht sogar wie auf Wolke 7 gefühlt?
War nicht das Paradies hinter den Wolken unsichtbar einst?

Aber auch heute noch sind dunkle, schwarze Wolken
mitten im Blauen noch vorstellbar, und sogar solche,
die sich über (also unter) die weißen Schönwetterwolken
plötzlich von Südwesten her schieben – und die Sonne scheint dazu.

Nein, Wolken sind nicht Allerweltsthemen.
Wolken sind die absonderlichsten und jeden Moment
veränderlichen Gebilde, die kaum irgendwie zu fassen sind.
Sie sind dauernd im Wechsel, genauso wie das Wetter!

Und das gibt doch auch immer ein Gesprächsthema her!

Vom Schlappohrle

Ich habe im Amtsblatt der Gemeinde Aichwald unter dem Titel „Schlappohrle“ für die entsprechende Fastnachtsgruppe folgende Mitteilung gelesen: „Jetzt isch die Fasnet scho wieder rom“. Miaßt des net hoißa (wann’s Schwäbisch vom Schurwald sei sott): „Jetz isch dui Fasnet schau widder rom“?
Aber die Fasnachtsgruppe, die keinerlei alte Tradition auf dem Schurwald hat, hat ihren Namen von der SPD-Ortsvereins-Zeitung „Schurwaldklinge“ geklaut, die ein Schlappohrle schon lange vor dem Bestehen der Fasnachtsgruppe in ihrer schwäbisch angehauchten Kolumne „Schlappohrle“ zu aktuellen Themen sprechen ließ. Und die Fasnachtsgruppe hat es, als ich auf den Schurwald zog, jedenfalls in Aichwald noch gar nicht gegeben. Vom Schlappohrle ist allerdings schon länger auf dem Schurwald als Geist die Rede, der beim „Weißen Stein“ die Wanderer in die Irre führte.

Die wahre Idee

Aber ja nicht die Ziele,
wenn du sie noch hast,
aus den Augen verlieren!
Sie mindestens nicht aufgeben
und für unmöglich erklären,
nein, sie sollen leben!

Sie müssen sich doch.
wenn sie gut sich erweisen,
einen Weg finden hin ins Gelingen.

Sie sind ja so wertvoll.
Sie sind ja so zukunftweisend.
Sie müssen doch irgendwann
sich als machbar erweisen.

Denn sie führen zu einem
für alle Menschen wertvollen Leben.
Das alles darf doch nicht untergehen.
Glaube daran!

Imbolc

Hunderttausende von Perlen
bilden die Regentropfen
im Birkengeäst.
Darunter
entsteht schon
der Teppich von Märzenbechern
prächtig als eine Verheißung.


Da und dort wachsen auch schon
die ersten Winterlinge
zwischen den größeren Blättern.
Und es ist heller am Morgen.

S‘ist Imbolc.
S‘ist Lichtmess.

Ich lausche den Stimmen

Ich lausche den Stimmen,
die sich vereinen
mit all jenen,
die einfach keinen Krieg mehr
haben wollen.

Ich lausche den Stimmen,
die andere überzeugen,
dass sie nicht mehr
den Verlockungen
der falschen Sicherheit glauben,
die uns angepriesen werden
mit Waffengewalt.

Ich lausche den Stimmen,
die dann wunderbare Gedichte schreiben,
die uns die besseren Zeiten
nahbringen und nahe legen,
die uns noch heute
umgeben können.

Ich lausche gerne euren Stimmen.

Die hohe Birke

Eine überaus hochgewachsene Birke,
die ich noch nie wirklich
wahrgenommen hatte,
steht gegenüber der Omnibushaltestelle nach Endersbach,
die ich auch selten selber benutze.

Nun fiel sie mir plötzlich auf:
ihr schlanker hoher Wuchs
hing gestern Morgen wohl in einer Eiswolke.
Jedenfalls, als ich da hinkam am Mittag,
erstrahlt er vor dem blauen Himmel
wie eine Mandorla um die Maria:
ganz von weißem Raureif umhüllt.

Ich wollte sie mit dem Handy
nun noch schnell fotografieren,
da kam auch schon der Bus
und ich musste rennen.

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