Lyrisches von Helmut Maier

Monat: Januar 2019 (Seite 1 von 2)

Auf der Flucht

Auf der Flucht
vor dem Steckenbleiben
in ungesicherten Verhältnissen.
Auf der Flucht
vor denen, die
unaufhörlich
stürzen die Menschen
in Bedrängnis.

Auf der Flucht
vor der tödlichen Drohung.
Auf der Flucht
aus dem finsteren Loch,
umgeben von kaltem Gemäuer
der Intoleranz,
die uns gefangen hält.
Auf der Flucht.

Fliehen
als einzige Option,
dem Unmenschlichen
Widerstand endlich
zu leisten.

Freiheit

Sind wir frei
– auf den Mond zu fliegen?
„Die Chinesen“ sind’s!
– die Todesstrafe wieder einzuführen?
Andere haben sie noch nicht einmal abgeschafft!
– in einer gerechten Gesellschaft zu leben?
Nein, aber selber können wir versuchen,
gerecht zu handeln.
– das zu tun, was wir wollen?
Haben wir denn einen freien Willen? Oder
ist dieser freie Wille abhängig von unserer
in unserer Person entstandenen Motivation?
Nennen wir’s Gewissen!
Nennen wir’s Vernunft!
Nennen wir’s Weltanschauung!
Nennen wir’s Geschmack!
Nennen wir’s Bildung!

Es lebe die Freiheit!
Sire, geben Sie Gedankenfreiheit!
Ich möchte nicht nur in Gedanken frei sein!
Freiheit, die ich minne!

Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit:
Freiheit steht nicht alleine;
aber ohne Freiheit ist alles nichts!

So stellt sich für mich
die Grundordnung dar
von gutem menschlichem
Zusammenleben.

Im Blog am 26. Januar 2007

Die Klippen von Moher

Aphroditisch steigen Klippen aus dem Meer.
Schaumgeboren aus Atlantikwellen.
Um Möwenzinnen lagert Marinblau.
Eisengold in den Felsen glänzt so verlockend.
Grasbüschelweiden für Schafe
grünen über steinernem Elefantenrüssel.
Der säuft Vergessenswasser aus den Tiefen.
Schreiende Vögel umkreisen
Europas Unschuldsgesicht.

Renovierung

Heute streiche ich nun einmal
meine Gedankengänge
ganz in Weiß,
meine Gefühlsbewegungen bunt.
Etwas Schwarz mischt sich noch ein.
Trotzdem soll alles freundlich sein,
möglichst hell
und vielversprechend.

Und Kinderlachen soll
die Gemüter erheitern.

Und Festivitäten
sollen sich einstellen;
denn ich lebe so gerne.

Und ich möchte teilen,
was sich so angesammelt hat
in der Rumpelkammer,
möchte spendabel erscheinen.

Aber stumm bleibt die Antwort
von außen.
Insider nur
besuchen die Hallen.

Und vielleicht
bleibt alles beim Alten,
beim Alter
und die weißen Haare
sind doch nur Tünche.

Und ich muss gar nicht
einen Pinsel bemühen.
Es ist schon zu viel Farbe
in dieser verrückten Welt
und ich muss mich begnügen
mit Brocken von Worten.

Aber die will ich benützen.

Leben und Tod

Vor ein paar Tagen ist mein Internet-Freund, der Lyriker Bernd Pol gestorben. Auf Facebook siehe: https://www.facebook.com/helmut.maier.39/posts/2130408586997660
SIEHE AUCH: https://www.youtube.com/watch?v=uUR8pXk1iM0

Sein Tod hat mich dazu gebracht, Gedanken über Leben und Tod, die mir schon lange durch den Kopf gehen, vorläufig aufzuschreiben:

Leben und Tod

Das Leben leben
und nicht den Tod!

Der unausweichliche Tod zwar
gehört auch zum Leben.
Krönen kann er’s sogar
und zeugen vom Leben.

Der gewaltsame Tod jedoch
lässt den Mörder
nicht leben,
auch solange er
noch warten muss
auf den eigenen Tod.
Leben, um Tod zu bringen,
ist kein Leben
und kann keines mehr sein.

Lasst uns das Leben leben!
Nichts Tödliches soll es bestimmen,
solange der Atem reicht.

Auch die Negierung des Todes aber
tötet das Leben,
hindert sein Gelingen.

Pflanzen wir täglich doch
Sämlinge ein des Lebens
ins Schicksalsbeet
für uns und für andre.
Dann glückt das Leben
noch einmal eine weitere Spanne
bis ans Ende.

Es ist nicht egal

Wenn das LEBEN kommt,
aus dem alles entspringt,
egal in welcher Form,
ist das wunderbar.

Dann ist es nicht mehr egal,
ob wir es lieben oder nicht,
und dann ist es an uns,
dem Leben zu zeigen,
dass es willkommen ist bei uns
– oder nicht.
Und dann ist es einmalig
und ganz besonders wertvoll
– und es zeigt sich,
ob wir es nicht wert sind
– oder doch.

Es schneit

Vom Wind verweht
zum Tanzen gebracht,
Schneeflockensterne.
Sie werden gleich schmelzen
auf meiner Haut.

Auf meinem Haar
und auf flachen Dächern
bleiben sie liegen.

Es sei Winter,
sagen sie
mit Bestimmtheit im Ausdruck.

Vom Selbst

Was uns selbst angeht,
können wir getrost konservativ sein
(auch wenn wir unser Verhalten
den veränderten Bedingungen um uns herum
immer wieder neu anpassen sollten
– ohne uns selbst zu verlieren
– – und somit progressiv sein müssen)

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